12.01.2015
Allianzgebetswoche: Dem Terror mit Gebet begegnen
München/Bochum/Heidelberg (idea) – Unter dem Eindruck der Terroranschläge von Paris hat am 11. Januar die internationale Gebetswoche der Evangelischen Allianz begonnen. Dazu werden allein in Deutschland rund 300.000 Teilnehmer an 1.100 Orten erwartet. Prominentester Redner war zum Auftakt der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Nach dem Attentat von Paris erwarte er von den geistlichen Führern des Islam klare Ansagen, die einen Missbrauch dieser Religion durch Terroristen ausschlössen, sagte der Politiker vor 750 Besuchern in der Münchner St. Matthäus-Kirche. Er kündigte Gespräche mit führenden sunnitischen Theologen in Kairo an. Es müsse deutlich werden, dass Töten mit Religion nichts zu tun habe. Möglicherweise brauche der Islam eine Form der Aufklärung, durch die auch das Christentum gegangen sei, um sich beispielsweise von den Kreuzzügen zu distanzieren. Kauder warnte zugleich vor übertriebenen Ängsten vor dem Islam. Das Problem in Deutschland sei nicht, dass viele Muslime freitags in die Moschee gingen – davor habe er Respekt –, sondern dass immer weniger Christen sonntags den Gottesdienst besuchten. Dabei hätten Christen einen außerordentlichen Schatz: das Wissen um einen Gott, der sich in Jesus Christus den Menschen offenbare und ihnen das Du anbiete. Kauder forderte ferner dazu auf, sich in aller Welt für verfolgte Christen einzusetzen. Zur Religionsfreiheit gehöre insbesondere das Recht auf Religionswechsel. Es sei bedrückend, dass gerade dieses Recht in vielen Staaten, in denen der Islam Staats- bzw. Mehrheitsreligion sei, nicht gewährt werde. Christen, die sich für ihre verfolgte Glaubensgeschwister in aller Welt engagierten, müssten zugleich für Religionsfreiheit im eigenen Land einstehen. Dazu gehöre zum Beispiel der Bau von Moscheen, so Kauder.
„Beten ist die aktive Beteiligung an der Herrschaft Gottes“
Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), warnte in Bochum davor, sich angesichts des islamistischen Terrors in vielen Ländern von Angst bestimmen zu lassen: „Das wäre ein schlechter Ratgeber.“ Er rief dazu auf, Anliegen und Sorgen vor Gott zu bringen: „Beten ist keine Passiv-Tätigkeit der Christen, die sonst nichts Wichtiges im Reich Gottes oder in dieser Welt leisten könnten. Beten ist vielmehr die aktive Beteiligung an der Herrschaft Gottes in dieser Welt.“ Steeb ermunterte Christen auch dazu, sich für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen: „Gebt der Demokratie, was der Demokratie zusteht: unsere entschlossene Mitwirkung.“ Freiheit werde verteidigt, indem sie gelebt werde.
Allianzvorsitzender: Spaltungen unter Christen überwinden
Die Gebetswoche steht unter dem Motto „Jesus lehrt beten – das Vaterunser“. Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), sprach zum Auftakt in einem Gottesdienst in der mit über 1.200 Personen überfüllten Heiliggeistkirche in Heidelberg. Wie er sagte, ist für Christen der „familiäre Umgang“ mit Gott ein einzigartiges Privileg. Als dessen Kinder hätten sie den Auftrag, Gott und einander zu lieben sowie suchenden Menschen mit Hilfe des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes den Weg zu weisen. Dazu sei geistliche Einheit unabdingbar. Diener: „Mich bedrückt, wie gespalten, wie unversöhnlich wir oft untereinander sind, gerade dann, wenn wir eben nicht die gleiche Meinung vertreten.“ So herrsche etwa Uneinigkeit in der Frage darüber, wie man mit dem Islam umgehen soll. Im Streit darüber übersehe man, „wie schwach wir als Christenheit sind“. So herrsche oft Lieblosigkeit in der Begegnung mit Hilfesuchenden, Fragenden und Flüchtlingen.
Bundestagsabgeordneter: Betet für die Verantwortungsträger!
Der Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (CDU), der dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz angehört, predigte in einem Gottesdienst in Brand-Erbisdorf (Erzgebirge). Dabei mahnte er angesichts der Sorge mancher Bürger vor zu viel Zuwanderung: „Angst darf unser Denken und Handeln nicht beeinflussen.“ Vielmehr gelte es, Verantwortung zu übernehmen, etwa in Familie, Gemeinde, Kirche, Politik und Gewerkschaften, sowie für Verantwortungsträger zu beten. Heinrich ermutigte Christen dazu, Licht für diese Welt zu sein, indem sie anderen wertschätzend und vergebend begegnen. Vor seinem Wechsel in die Politik 2009 war er Offizier (Geistlicher) der Heilsarmee.
Siegen: Der Bürgermeister schickte Gebetsanliegen
Zur Eröffnung der Gebetswoche in Siegen schickte Bürgermeister Steffen Mues (CDU) Gebetsanliegen an den dortigen Allianzvorsitzenden, den Heilsarmee-Major Alfred Preuß (Kreuztal). So sollte Gott gedankt werden für ein gutes Miteinander zwischen der westfälischen Großstadt und der Allianz. Bitten sollte man Gott um ein friedliches Miteinander der Bürger unterschiedlichen Glaubens. In ihrer Predigt zur Eröffnung der Gebetswoche ermutigte die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche, Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), die rund 280 Besucher, Gott bewusst als Vater zu bezeichnen, egal wie sie ihren irdischen Vater erlebt hätten. Jeder dürfe sich mit kindlichem Vertrauen an Gott wenden. Bei ihm komme keiner zu kurz. In einer Welt, in der sich Hass und Gewalt ausbreiteten, könne man im Gebet mit dem Vater im Himmel Hoffnung gewinnen. Man dürfe als Christ in der Erwartung leben, dass am Ende alles gut werde, sagte die Bischöfin, die sich – wie sie sagte – der Evangelischen Allianz sehr verbunden fühlt. Laut Vorsitzendem Preuß wird die Gebetswoche in Siegen an elf Orten durchgeführt.
Österreich: Beten im Kino – „Das Vaterunser ist ein Allianzgebet“
In Österreich treffen sich Christen an etwa 40 Orten zur Gebetswoche. In Innsbruck feierten rund 500 Mitglieder verschiedener Kirchen und Gemeinschaften im größten Saal des Metropol-Kinos einen Eröffnungsgottesdienst. In Kärnten kamen etwa 250 Personen zu einem Allianztag in Himmelberg zusammen. Dabei bezeichnete der Generalsekretär der Österreichischen Evangelischen Allianz, Christoph Grötzinger (Bürmoos bei Salzburg), das Vaterunser als „echtes Allianzgebet“. Wo immer Christen geistlich beheimatet seien, sollte es ihr Anliegen sein, „den Vater im Himmel zu ehren und zu preisen“. Denn sie verdankten ihm alles: ihr Leben, ihren Glauben und ihre himmlische Zukunft.