30.01.2014

Ägypten: Verfassung gibt Christen mehr Rechte

Kairo (idea) – Die neue ägyptische Verfassung gibt der christlichen Minderheit deutlich mehr Rechte. So verbietet der am 14. und 15. Januar vom Volk mit großer Mehrheit gebilligte Text ausdrücklich die Diskriminierung aufgrund des Glaubens. Zudem ist die „absolute Glaubens- und Gewissensfreiheit“ in der Verfassung ebenso verankert wie das Verbot von Parteien auf religiöser Grundlage, etwa die bereits verbotenen Muslimbrüder. Außerdem macht die Verfassung erstmals den Bau und die Renovierung von Kirchengebäuden zum Thema und fordert den Gesetzgeber zu einer baldigen Neuregelung auf. In der Vergangenheit hatten Christen immer wieder über Schwierigkeiten geklagt, Genehmigungen für neue Gotteshäuser zu erhalten. Die Abstimmung über die neue Verfassung war nötig geworden, nachdem das ägyptische Militär im Juli 2013 Präsident Mohammed Mursi von der radikal-islamischen Muslimbruderschaft für abgesetzt erklärt und eine Übergangsregierung eingesetzt hatte. 

Kluft zwischen Verfassungstext und Verfassungswirklichkeit 

Menschenrechtler bewerten das Dokument dem christlichen Hilfswerk Open Doors zufolge als „die beste Verfassung, die Ägypten je hatte“. Doch warnt die Organisation vor zu viel Optimismus . Es werde weiterhin eine Kluft zwischen Verfassungstext und Verfassungswirklichkeit bestehen. „Ägypter beachten selbst einfache Verkehrsregeln nicht. Wie können sie dann eine Verfassung respektieren, die die meisten von ihnen gar nicht gelesen haben“, zitiert das Hilfswerk einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter des ägyptischen Außenministeriums. Die meisten der 83 Millionen Ägypter sind Muslime. Die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten bilden die größte Kirche. Hinzu kommen etwa 300.000 Mitglieder der koptisch-evangelischen Kirche, 200.000 Katholiken, mehr als 100.000 Mitglieder von Pfingstgemeinden, Brüdergemeinden und anglikanischen Gemeinden sowie 40.000 Griechisch-Orthodoxe.