24.09.2013

Bundestag: Zahlreiche bekennende Protestanten

Unter ihnen sind Gröhe (CDU), Griese (SPD) und Göring-Eckhardt (Grüne)

Bundestag: Zahlreiche bekennende Protestanten

Unter ihnen sind Gröhe (CDU), Griese (SPD) und Göring-Eckhardt (Grüne)

Berlin (idea) – Bei der Bundestagswahl haben eine Reihe bekennender Protestanten erstmals oder erneut den Sprung in das Parlament geschafft. Einer der prominentesten ist Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er steht dem Pietismus nahe. Kauder erzielte bei den Erststimmen im Wahlkreis Rottweil/Tuttlingen sein persönliches Rekordergebnis (57,8 Prozent). Der 64-Jährige zieht zum siebten Mal in den Bundestag ein und konnte sein Ergebnis gegenüber 2009 um 9,8 Prozentpunkte steigern. Mit absoluter Mehrheit der Erststimmen (51,6 Prozent/+3,8) verteidigte auch CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sein Direktmandat im Wahlkreis Neuss I. Der 52-Jährige war von 2003 bis 2009 EKD-Ratsmitglied. Ebenfalls über die Hälfte der Erststimmen konnte Steffen Bilger (CDU) im Wahlkreis Ludwigsburg verbuchen (50,4 Prozent/+10,5). Der 34-Jährige, der seine geistlichen Wurzeln im Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) hat, gehört dem Bundestag seit 2009 an. Die 50-Prozent-Marke überschritt auch der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel, im Wahlkreis Düren (50,3 Prozent/+4). Erneut im Parlament vertreten ist auch der Landesvorsitzende des EAK in Nordrhein-Westfalen, Volkmar Klein. Er gewann seinen Wahlkreis Siegen-Wittgenstein mit 45,8 Prozent der Stimmen (+4,2). Der frühere Heilsarmee-Offizier Frank Heinrich holte wie bereits 2009 das Direktmandat im Wahlkreis Chemnitz für die CDU (41,7 Prozent/+7,5). Er gehört zum Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz.

Elisabeth Motschmann erstmals im Bundestag

Erstmals in den Bundestag zieht die Vorsitzende des EAK in Bremen, Elisabeth Motschmann, ein. Die 60-Jährige ist mit Pastor Jens Motschmann verheiratet und vertritt theologisch konservative Positionen. Auf die Spitzenkandidatin der Union in der Hansestadt entfielen 30,1 Prozent der Erststimmen in ihrem Wahlkreis. Zu den prominenten Protestanten bei der CSU, die wieder direkt in den Bundestag einziehen, gehört Peter Gauweiler. Der 64-Jährige erreichte im Wahlkreis München-Süd 43,4 Prozent der Stimmen (+5,2).

SPD: Fraktionschef Steinmeier gewann Wahlkreis in Brandenburg

Der SPD-Fraktionschef und engagierte reformierte Christ Frank-Walter Steinmeier wurde in seinen Wahlkreis im Bundesland Brandenburg mit 33,1 Prozent der Erststimmen direkt gewählt (+0,3). Über seinen Glauben sagte er in einem idea-Interview: „Aus der Kraft des christlichen Glaubens schöpfe auch ich Lebensmut im Persönlichen wie in der politischen Arbeit.“ Eine weitere kirchlich engagierte Sozialdemokratin, die EKD-Synodale Kerstin Griese, wird dem Parlament ebenfalls wieder angehören. Sie konnte ihren Wahlkreis Mettmann II mit 37,1 Prozent der Erststimmen (+1,5) zwar nicht gewinnen, kommt aber über die Landesliste der SPD in Nordrhein-Westfalen in den Bundestag. 2009 hatte sie das Mandat verfehlt, rückte aber 2010 in den Bundestag nach. Die 46-Jährige ist Beauftragte der SPD-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften. Der SPD-Abgeordnete Siegmund Ehrmann siegte im Wahlkreis „Krefeld II - Wesel II“ knapp mit 41,5 Prozent der Erststimmen (+1,9). Das CVJM-Mitglied ist unter anderem Präses des Neukirchener Erziehungsvereins, einer großen diakonischen Einrichtung.

Tritt Göring-Eckardt ihr Amt als Präses der EKD-Synode wieder an?

Die Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt, erreichte im thüringischen Gotha-Ilm-Kreis drei Prozent der Erststimmen (-2,4). Das Zweitstimmen-Ergebnis der Partei in dem Wahlkreis beträgt 4,6 Prozent (-0,9). Göring-Eckardt, die über die Landesliste wieder in den Bundestag einzieht, ließ ihr Amt als Präses der EKD-Synode während des Wahlkampfes ruhen und gab bisher nicht bekannt, ob sie es wieder antreten wird.

Drei kirchenpolitische Sprecher verlieren Mandate

Die kirchen- bzw. religionspolitischen Sprecher der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, Josef Winkler, der Linkspartei, Raju Sharma, und der FDP, Stefan Ruppert, verfehlten den Einzug in das Parlament. Durch das Scheitern der FDP an der Fünf-Prozent-Hürde müssen auch andere profilierte Christen den Bundestag verlassen, darunter der EKD-Synodale Otto Fricke und der Sprecher der Gruppe „Christen in der FDP-Bundestagsfraktion“, Patrick Meinhardt. Der FDP-Bundestagsabgeordnete und evangelische Pfarrer Pascal Kober wird wieder in den kirchlichen Dienst zurückkehren.

So viele Parlamentarier mit Migrationshintergrund wie nie zuvor: 35

Dem neuen Bundestag werden nach Recherchen des Mediendienstes Integration so viele Abgeordnete mit Migrationshintergrund angehören wie nie zuvor: 35 gegenüber 21 in der bisherigen Legislaturperiode. Die Zahl der Parlamentarier mit familiären Bezügen in die Türkei ist von fünf auf elf gestiegen. Religiös sind die meisten Muslime. Fünf von ihnen gehören der SPD-Fraktion an: Neben der stellvertretenden Parteivorsitzenden Aydan Özoguz sind dies Metin Hakverdi (beide Hamburg), Mahmut Özdemir, Gülistan Yüksel (beide Nordrhein-Westfalen) und Cansel Kiziltepe (Berlin). Bei den Grünen handelt es sich um den Parteivorsitzenden Cem Özdemir (Baden-Württemberg), Ekin Deligöz (Bayern) und Özcan Mutlu (Berlin). Für die Linke ziehen Sevim Dagdelen (Nordrhein-Westfalen) und Azize Tank (Berlin) ein. Erste türkischstämmige Abgeordnete der CDU wird Cemile Giousouf aus Hagen sein.