19.06.2002

Für mehr Normalität: Evangelikale sind keine verrückten Spinner

Allianz-Vorsitzender Strauch präsentiert "Vision der evangelikalen<br />Bewegung"<br />

Für mehr Normalität: Evangelikale sind keine verrückten Spinner

Allianz-Vorsitzender Strauch präsentiert "Vision der evangelikalen
Bewegung"

K a s s e l / W i t t e n - Zur stärkeren Zusammenarbeit der Evangelikalen hat der Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden und Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Peter Strauch (Witten), aufgerufen. Gemeinsam gelte es der missionarischen Herausforderung in Deutschland zu begegnen, schreibt Strauch in einem Exklusiv-Beitrag für die in Kassel erscheinende Zeitschrift "Die Gemeinde". Wenn es gelinge, in einer gemeinsamen Bewegung den Namen Jesus und seine Gute Nachricht ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, "werden wir als Bund und als Gemeinden davon profitieren", so Strauch in dem Kommentar unter der Schlagzeile "Vision der evangelikalen Bewegung". Als falsch weist der Theologe dabei die Anschauung zurück, dass eine starke evangelikale Bewegung nur auf Kosten der eigenen Bundesidentität gelebt werden könne. Es
gelte, "sehr viel Kreativität zu entwickeln, um der missionarischen
Herausforderung in unserem Land zu begegnen". Es gebe so unglaublich viele Möglichkeiten der Sprache, Musik, Grafik, Malerei und des Schauspiels, die Sinne und Herzen der Menschen für das Evangelium zu öffnen. "Warum sind wir nur so stumpf und einfallslos?"

Wie Strauch ferner schreibt, sei "evangelikal" nicht gleichbedeutend mit "politisch rechts" oder "wertkonservativ". Vielmehr müssten evangelikale Christen ihre "politischen Positionen anhand biblischer Maßstäbe" überprüfen und "nicht an dem, was uns traditionell richtig und vertraut zu sein scheint". Maßstab der Evangelikalen sei nicht die traditionelle Moral, sondern es seien die Gebote Gottes.

Der Präses verweist darauf, dass vier Merkmale einen "Evangelikalen"
auszeichneten: "Die persönliche Erfahrung der Errettung; das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit mit allen Menschen, die von Herzen Christus nachfolgen; die Bereitschaft, sich persönlich in Evangelisation und Mission zu engagieren und die verpflichtende Bindung an die Bibel als das Wort Gottes." Ausdrücklich erläutert Strauch, dass ein Mensch nur durch Bekehrung und Wiedergeburt zum Christen werde. Wer dagegen diffuse Aussagen über das Christsein oder Christwerden toleriert oder gar der Meinung sei, dass alle Getauften zu Christen gehören, gebe "einen entscheidenden Punkt der evangelikalen Bewegung und biblische Überzeugung auf".

Strauch wünscht sich, dass "es ein Stück Normalität wird, dass
Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens evangelikale Positionen vertreten und dabei nicht angesehen werden wie verrückte Spinner oder Wesen von einem anderen Stern".

Er träume davon, dass in Deutschland eine breite Öffentlichkeit wisse, "was ein Christ ist, und wie man einer werden kann". In manchen klassischen Missionsländern Asiens und Afrikas bezeichneten sich in zwischen über 35 Prozent der Einwohner als bekehrte und wiedergeborene Christen, während in Deutschland dieser Anteil bei 2,9 Prozent liege.

Strauch ist davon überzeugt, dass die frühere Praxis der Abgrenzung der Evangelikalen von Kirche und Gesellschaft vorbei ist. Die Evangelikalen müssten sich um Relevanz zu der Gesellschaft bemühen, in der sie lebten, sonst verlören sie ihre Wirkung und Bedeutung. In der zwischenkirchlichen Begegnung seien nicht Isolation und Konfrontation sei der richtige Weg, sondern "Gespräche mit einem klaren Bekenntnis zum evangelikalen Profil".