20.01.2002

Deutschland fuer viele noch ein Vorbild:

Liese warnt vor Liberalisierung des Embryonenschutzgesetzes angesichts der Entwicklung in Europa

Deutschland fuer viele noch ein Vorbild:

Liese warnt vor Liberalisierung des Embryonenschutzgesetzes angesichts der Entwicklung in Europa

Bruessel (ALfA). Gerade angesichts der Situation in vielen Laendern Europas warnt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Bioethik der groessten Fraktion im Europaeischen Parlament (EVP-ED), Peter Liese, vor einer Liberalisierung oder gar Abschaffung des deutschen Embryonenschutzgesetzes. In vielen europaeischen Nachbarlaendern finde zur Zeit eine ganz aehnliche Diskussion ueber die Forschung mit menschlichen Embryonalen Stammzellen statt wie in Deutschland.

 

"In Oesterreich, Irland, Frankreich und Spanien wird mittlerweile genauso heftig ueber die Forschung mit embryonalen Stammzellen diskutiert wie in Deutschland. Die meisten dieser Laender haben zur Zeit noch aehnlich restriktive Regelungen wie in Deutschland. In Italien wird sogar ueberlegt, die Gesetzeslage deutlich zu verschaerfen. Bisher ist dort in Sachen Embryonenforschung und Reproduktionsmedizin relativ viel moeglich, aber Teile der Regierung bemuehen sich um ein Embryonenschutzgesetz. Wenn angesichts dieser Diskussion in Deutschland das seit 1991 geltende Embryonenschutzgesetz abgeschafft oder liberalisiert wuerde, waere dies ein gefaehrliches Signal. Wenn sich Deutschland hingegen zu dem Embryonenschutzgesetz bekennt, koennte dies auch in unseren Nachbarlaendern die Kraefte motivieren, die fuer alternative Forschungsansaetze eintreten. Deutschland waere dann sozusagen ein Gegenpol zu Grossbritannien. Gerade auf die Laender in Mittel- und Osteuropa haette dies einen starken Einfluss," so Liese.

Natuerlich duerfe man angesichts dieser Diskussion keinesfalls der Empfehlung des sogenannten nationalen Ethikrates folgen. Danach waere es moeglich, dass deutsche Forscher fortwaehrend davon profitieren, dass im Ausland Embryonen zerstoert werden. Es waere sogar moeglich, dass durch deutsche Forschung die Toetung von Embryonen direkt veranlasst wird. Wenn ueberhaupt, so Liese, sei die Forschung an den vor August 2001 hergestellten 70 Stammzelllinien akzeptabel. Auch dies sei ethisch problematisch, aber hier sei, wie Praesident Bush festgestellt hat, die Entscheidung ueber Leben und Tod bereits gefallen.

Besonders absurd findet Liese die Forderung nach der Forschung mit den sogenannten ueberzaehligen Embryonen in Deutschland: "Nach Angaben des deutschen IVF-Registers in Luebeck gibt es in Deutschland weniger als 20 Embryonen, bei denen die Einpflanzung in die Mutter, von der die Eizelle stammt, nicht mehr moeglich ist. Auch hier gibt es Alternativen, wie z.B. die Embryonenadoption. Fuer die Forschung in Deutschland wird man mit so wenigen Embryonen keinesfalls Erfolge erzielen koennen. Anders als im europaeischen Ausland ist das Einfrieren von Embryonen in Deutschland naemlich nicht Routine. Auch hier sollten wir am Embryonenschutzgesetz festhalten und es nicht durch unbedachte Forderungen zur Disposition stellen."

Sogar auf die Diskussion in den USA koennte die deutsche Entscheidung Lieses Ansicht nach Auswirkungen haben: "Durch zahlreiche Kontakte in den Vereinigten Staaten weiss ich, dass die deutsche Gesetzgebung dort sehr genau beobachtet wird. Gegner der Embryonenforschung berufen sich auf Deutschland als Vorbild und weisen darauf hin, dass Deutschland angesichts der grausamen Auswuechse der medizinischen Forschung unter den Nazis sicherlich gute Gruende hat, jetzt so restriktiv zu sein."