28.02.2002

Kinder-Angst ernst nehmen, damit das Leben gelingt

5. Tagung des Forums „Kinder in Kirche und Gesellschaft“ in Kassel

Kinder-Angst ernst nehmen, damit das Leben gelingt

5. Tagung des Forums „Kinder in Kirche und Gesellschaft“ in Kassel

Mitglieder des im vergangenen Jahr neu gegründeten Arbeitskreises „Kinder in Kirche und Gesellschaft“ haben zusammen mit Gästen aus Kirchen, Freikirchen, Werken und Verbänden in ihrem 5. Forum am 26./27. Februar in Kassel die Ängste der Kinder thematisiert und Hintergründe beleuchtet. Den Anstoß gaben die Fragen von Kindern im Zusammenhang mit Terrorattacken des 11. September 2001 in den USA.

Im Blick auf die Ängste von Kindern habe dieser Tag keine so einschneidende Bedeutung, wie Erwachsene vermuten, erklärte Waltraud Gebhardt (Königsfeld), Dozentin für Sozial- und Erziehungswissenschaften. "Kinder leiden aus unterschiedlichen Gründen schon immer unter Ängsten, stehen in Konflikten untereinander und geraten unschuldig in Spannungen innerhalb der Familie. Auch diese scheinbar banalen Ängste sind unbedingt ernst zu nehmen", betonte die Referentin.

Die individuellen Reaktionen von Kindern auf kleine und große Bedrohungen aus der Umwelt ist begründet durch das einzigartige psychologische Outfit des Individuums, das in seiner Gottesebenbildlichkeit keiner anderen Peron gleicht. Durch unterschiedliche Prozesse der Verarbeitung könnten schon durch alltägliche, unbemerkte Gewalterfahrung, wie auch durch die Berichte der Medien, bei manchen Kindern traumatischen Erfahrungen entstehen. Dies muss von Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen erkannt und ernst genommen werden, lautet ein Fazit der Tagung.

Hilfreich seien weder Verdrängung noch Banalisierung von Ängsten. Auch seien nicht die Angstvorstellungen der Kinder das Problem, sondern die Hilflosigkeit der sozialen Umwelt darauf adäquater zu reagieren..

"Wir können die Kinder nicht vor Angst bewahren, aber ihnen helfen Ängste zu bewältigen. Dabei können Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Erziehungswissenschaft hilfreich sein. Der christliche Glaube kann Hilfe und Trost sein, den Mut zur nötigen Veränderung stärken und manchmal die nötige Kraft zum konstruktiven Ertragen und zum Verarbeiten von Leid geben."

Kommunikative Angstlösungsmodelle, die von den Teilnehmern direkt in die Praxis übernommen werden konnten, wurden vorgestellt. Am Beispiel des jüdischen Arztes Janusz Korczak verdeutlichte Waltraud Gebhardt, wie sogar die reale Bedrohungen und die Angst vor dem eigenen Sterben mit Kindern bearbeitet werden kann. Demnach sollten Erwachsene die Gefahr neuer Terroranschläge nicht verheimlichen, sondern Kindern emotionale Sicherheit vermitteln, indem sie durch vorwegnehmendes Behandeln der Thematik verdeutlichen, wie auch in grosser Gefahr, die für Kinder nötigen Stützen aussehen könnten.

Zum Thema "Streit und Versöhnung" sprach die Studienrätin Eva Förster-Geiss (Kassel). Sie zeigte mit einem erprobten De-Eskalationsprogramm, dass Kinder und Jugendliche sich darauf einlassen, ihre Konflikte durch partnerschaftliche Vereinbarungen zu lösen. Trainingsprogramme an Schulen machten Mut, solche Praktiken mit Freizeitgruppen und in Kirchgemeinden einzuführen. Mediatoren, die zu einer deeskalierenden Streitkultur helfen, wären in manchen innerkirchlichen Konflikten eine längst überfällige Hilfe.

Das Forum „Kinder in Kirche und Gesellschaft“ der Deutschen Evangelischen Allianz versteht sich als eine Plattform und Initiativgruppe, die den Austausch an Informationen fördert, Analysen erstellt und von christlichen Werten aus Impulse in die Öffentlichkeit von Politik und Kirche geben will. Veranstalter ist der gleichnamige Arbeitskreis der Deutschen Evangelischen Allianz. Er hatte sich im Herbst 2001 zu Fragen der neuen Medien mit Briefen an Eltern, Kirchgemeinden, Schulen und Medienanstalten gewandt.

Neuberufene Vorsitzende des Arbeitskreises ist Lehrerin Jutta Georg aus Herscheid. Die nächste Tagung des Arbeitskreises findet am 18. Februar 2003 zum Problemkreis "Kinder und Esoterik" in Kassel statt.