23.04.2001

+ Fortsetzung: Nach Euthanasiegesetz jetzt Diskussion um Selbstmordpille

Den Haag (ALfA). Nach der Verabschiedung des weltweit ersten Euthanasiegesetzes wird in den Niederlanden nun ueber eine sogenannte "Selbstmordpille" fuer lebensmuede alte Menschen diskutiert. Angestossen wurde die Debatte durch Gesundheitsministerin Els Borst, die eine vehemente Befuerworterin des europaweit umstrittenen Euthanasiegesetz ist. In einem Interview mit der Zeitung "NRC Handelsblad" erklaerte Borst, "nichts dagegen" zu haben, wenn alten Menschen auf diese Weise die selbststaendige Beendigung ihres Lebens gewaehrt werde. Der Vorstoss der Ministerin stiess sowohl bei Vertretern der Opposition wie auch in Reihen der Regierung auf Kritik. Borsts Vorstellungen zufolge sollte die Selbstmordpille fuer Alte unabhaengig von dem juengst verabschiedeten Euthanasiegesetz ermoeglicht werden.
Vorraussetzung fuer die Gewaehrung der Todespille muesse die Zustimmung durch eine unabhaengige Kommission sein, meinte die Politikerin der linksliberalen Partei D66. Die Kommission muesse in jedem Fall vorab pruefen. Bereits 1991 hatte ein Mitglied des Hohen Rates, des hoechsten juristischen Gremiums der Niederlande, fuer die Gewaehrung von Todespillen fuer lebensmuede alte Menschen plaediert.

Der Fraktionschef der christdemokratischen Oppositionspartei CDA, Jaap de Hoop Scheffer, reagierte "mit Entsetzen" auf den Vorstoss der Ministerin. Seine Partei hatte bereis das Euthanasiegesetz abgelehnt. Der Geschaeftsfuehrende Vorstand der "Deutschen Hospiz Stiftung" Eugen Brysch erklaerte zu den Plaenen Borsts: "Das Wort vom Dammbruch - vor einer Woche noch Warnung angesichts der niederlaendischen Sterbehilfe-Legalisierung - ist heute leider schon bittere Realitaet". Prominente moechten fuer sich die Todespille wollen. Fuer "normale" alte Menschen koenne sie bedeuten, nun gefaelligst von selbst abzutreten, kritisierte Brysch weiter.