02.04.2001

Widersinnig: US-Firma bereitet das Klonen von Menschen vor

Berlin (ALfA). Trotz Verwarnung durch amerikanische Behörden hat ein sektennahes US-Unternehmen nach eigenen Angaben mit den Vorbereitungen zum Klonen eines Menschen begonnen. Dies meldete die Tageszeitung "Die Welt" (Ausgabe vom 30.03.) So sei Team von zwei Biologen, einem Genetiker und einem Arzt seit Dezember an einem geheimen Ort dabei, das Entkernen von Eizellen an Kühen zu üben. Dies erklärte laut der Welt Brigitte Boisselier, wissenschaftliche Leiterin der Firma Clonaid, vor einer Untersuchungskommission des US-Repräsentantenhauses über die Klonung von Menschen in Washington.

Das der "Raelistischen Bewegung" nahe stehende Unternehmen plant, ein Kind zu klonen, das im Alter von zehn Monaten verstarb. Nach Informationen der "Welt" widmen sich diesem umstrittenen Klonprojekt bereits vier Wissenschaftler im Auftrag der Sekte, die glaubt, dass irdisches Leben gentechnisch durch Ausserirdische geschaffen wurde.

Die Tatsache, dass geklonte Tiere oft mit schwersten Genschäden geboren werden (ALfA-Newsletter vom 02.02.) ficht die Sekte offenbar nicht an. Wie "Die Welt" berichtet, behauptet Boisselier, die bei Tieren beobachteten Probleme seien nicht auf den Menschen übertragbar.

Wie die Zeitung weiter meldet, haben sich Wissenschaftler und Vertreter religiöser Gemeinschaften in der Kongress-Anhörung mehrheitlich gegen das Klonen von Menschen für Fortpflanzungszwecke ausgesprochen. Auch US-Praesident George W. Bush hat sich gegen das Klonen von Menschen gewandt. Ein solches Verfahren sei moralisch abzulehnen, sagte Bush.

Unterdessen hat der schottische Wissenschaftler Ian Wilmut, der 1998 mit dem Klon-Schaf "Dolly" für Schlagzeilen sorgte, das Klonen von Menschen als "gefährlich und unverantwortlich" bezeichnet. In einem Aufruf an seine Kollegen in Italien und den USA, die vor kurzem in Rom entsprechende Pläne angekuendigt hatten, warnt Wilmut zusammen mit Rudolf Jaenisch vom Whitehead Institut fuer Biomedizinische Forschung in Boston: "Lasst das Klonen von Menschen sein".

In dem Appell, den die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Ausgabe vom 29.03.) in deutscher Übersetzung veröffentlichte, verweisen Wilmut und Jaenisch erneut darauf, dass die bisherigen Klonversuche an Tieren fast ausschliesslich im Desaster geendet hätten. Die meisten Klons sterben noch als Embryos, warnen die beiden Experten. Nur wenige kämen zur Welt, erlägen dann aber meist Kreislauf- und Atemproblemen. Selbst jene Ausnahmen, die äusserlich normal heranwachsen, leiden nach ihren Angaben fast immer an schweren Immunstörungen, Nierenversagen oder abnormalen Hirnfunktionen.

Alles spreche dafür, dass "menschliche Klon-experimente die gleiche hohe Fehlerrate haben werden wie die Laborversuche zum Klonen von Tieren", heisst es in dem Aufruf der beiden Forscher. Allerdings unterscheiden Wilmut und Jaenisch ausdruecklich zwischen dem Klonen von Menschen und dem Klonen menschlicher Stammzellen zur Behandlung von Parkinson- und Alzheimer- Patienten, von Herzleiden und vielen Verschleisskrankheiten. "Der potenzielle Nutzen therapeutischen Klonens wird ungeheuerlich sein, und diese Forschung darf nicht mit dem Klonen von Menschen verwechselt werden", schreiben die beiden Experten.

(mehr dazu: www.welt.de und www.faz.de)