Liebe Freunde der Evangelischen Allianz,
Trotz Ohnmacht sprachfähig bleiben
Viele viele Stimmen haben den mehr als grausamen Überfall der HAMAS auf Israel am 7. Oktober zu Recht als Zivilisationsbruch bezeichnet, der zahllose Opfer gekostet hat und noch kosten wird und durch nichts zu rechtfertigen ist. Und es ist ein weltweiter Deutungswettbewerb darüber entstanden, dessen Spanne von mehr als eindeutiger Verurteilung der HAMAS bis hin zur rechtfertigenden Legitimierung dieses "Befreiungskrieges der Palästinenser" geht. Beides, Zivilisationsbruch und Deutungswettbewerb führen bei vielen Menschen zu überwältigenden Ohnmachtsgefühlen und Sprachlosigkeit. Und es scheint schier unmöglich zu sein, die richtige Balance zwischen Wissen über die Ereignisse und Meinung zu den Ereignissen zu finden. Vor dieser Herausforderung stehen eben weltweit auch Christen. Und so ist die Versuchung groß, in die Falle des "es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von allen" zu tappen und zu schweigen, weil auch das Ringen um die richtigen Worte sprachlos machen kann.
Wenn wir Christen aber den Auftrag Botschafter der Versöhnung zu sein (2. Kor. 5, 20) ernst nehmen, dann können und dürfen wir aber nicht schweigen. Dabei nehmen wir wahr, dass es auch bei Christen unterschiedliche Perspektiven und Meinungen zu dem aktuellen Krieg in und um Israel gibt. Wohlwissend, dass niemand von uns im Besitz der allumfassenden Wahrheit über diesen Krieg ist, weil wir alle unsere Meinungen nur auf dem Hintergrund unserer Berührungspunkte mit Wirklichkeit bilden können, wollen wir doch unterschiedliche Meinungen zu Gehör bringen, in der Hoffnung, dass sie zu einer horizont-erweiternden und differenzierten Meinungsbildung und Sprachfähigkeit beitragen. Es ist gut, wenn wir uns bei der Würdigung der unterschiedlichen Meinungen auf die Gemeinsamkeiten fokussieren. Die große Gemeinsamkeit ist die Solidarität und das Mit-Leiden mit ALLEN unschuldigen Opfern dieses Krieges. Wir ermutigen alle Leser und Leserinnen dazu, in einer versöhnten Grundhaltung die Spannung unterschiedlicher Meinung anzunehmen und auf den "Wer-hat-Recht-Wettbewerb" zu verzichten. Auch wir teilen im Detail nicht alle Positionen der hier veröffentlichten Meinungen. Wir halten sie aber für wert, zu Gehör gebracht zu werden. Eines eint uns allerdings sehr wohl: Die Sorge bezüglich des immer mehr hervorbrechenden Antisemitismus', auch in unserem Land; da dürfen wir auch persönlich nicht nur nicht schweigen, sondern müssen deutlich Stellung beziehen.
Eberhard Jung (Vorsitzender des AK Frieden & Versöhnung) Frank Heinrich (Vorstand EAD)
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