23.03.2021

Deutschland: Islamismus nicht verharmlosen

Prof. Susanne Schröter warnt vor dem politischen Islam

Frankfurt am Main (IDEA) – Die Islamexpertin Prof. Susanne Schröter hat davor gewarnt, islamischen Extremismus zu verharmlosen. Sie hielt am 22. März auf Einladung des Hayek-Clubs in Frankfurt am Main einen Vortrag über den Islam und Religionsfreiheit in Deutschland. Die Direktorin des Forschungszentrums Globaler Islam der Universität Frankfurt am Main, betonte in diesem Zusammenhang, dass sie es begrüße, wenn die Namen der Opfer bei rechtsextremistischen Anschlägen öffentlich genannt würden. „Aber wer kennt denn die Namen der Opfer vom Anschlag auf dem Breitscheidplatz oder weiß, wie der Mann hieß, der im vergangenen Jahr in Dresden ermordet wurde?“ Zum Hintergrund: Am 19. Dezember 2016 hatte der Tunesier Anis Amri einen Lkw in den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche in Berlin gesteuert. Bei dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz waren zwölf Menschen gestorben und Dutzende weitere verletzt worden. Am 4. Oktober 2020 hatte außerdem ein als islamistischer Gefährder bekannter Mann auf zwei Touristen eingestochen, von denen einer im Krankenhaus seinen Verletzungen erlag. Der Einfluss des Islamismus werde dennoch von vielen Politikern und auch Kriminalbeamten kleingeredet, als ob es in dieser Hinsicht kein Problem gebe, so Schröter. Dabei sei der politische Islam in Deutschland gut organisiert und vernetzt. „Die größte rechtsextremistische Organisation in Deutschland sind schließlich die Grauen Wölfe, deren Anhänger der türkischen Minderheit angehören.“ 

Das Problem gibt es auch in anderen Ländern

Die Ethnologin berichtete auch vom Umgang anderer Länder mit dem politischen Islam. Der französische Präsident Emmanuel Macron habe zwar mittlerweile auch begonnen, den Islamismus als Gefahr zu bezeichnen, dennoch habe das Land viel nachzuholen. Islamistische Strukturen und Parallelgesellschaften hätten sich an vielen Orten herausgebildet. In den Pariser Vororten gehörten vollverschleierte Frauen längst zum Stadtbild. Der Fall des ermordeten Lehrers Samuel Paty (1973–2020) habe außerdem aufgezeigt, dass Islamkritiker in Europa längst nicht mehr sicher lebten. Paty hatte in seinem Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt und war deshalb zum Ziel einer Kampagne aufgebrachter Muslime geworden. Am 16. Oktober 2020 wurde er von einem 18-jährigen Tschetschenen auf offener Straße ermordet. Erschreckend sei dabei auch, dass Patys Kollegen an der Schule ihn zuvor nicht vor den Angriffen radikaler Muslime in Schutz genommen hätten. 

Österreich und die Schweiz als Vorbilder

Deutlich positiver beurteilte Schröter dagegen die Politik der österreichischen Regierung. Im Nachbarland habe man erkannt, dass der politische Islam eine Gefahr darstelle und bereits Maßnahmen ergriffen, um die Gesellschaft davor zu schützen. Außerdem begrüßte Schröter die Entscheidung der Schweizer, die Vollverschleierung zu verbieten. Sich freiwillig für das öffentliche Tragen einer Burka oder eines Nikab zu entscheiden, drücke die Unterstützung für eine faschistoide Spielart des politischen Islam aus. Bei einer Volksabstimmung am 7. März hatten 51,2 Prozent der Eidgenossen für ein „Ja zum Verhüllungsverbot“ votiert, 48,8 Prozent dagegen. Die Volksinitiative wurde lanciert vom „Egerkinger Komitee“ (Luzern), das eine Islamisierung der Schweiz verhindern will. Es steht der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) nahe. Der Hayek-Club Frankfurt am Main wurde 2014 gegründet und hat 150 Mitglieder. Er ist nach dem liberalen Nationalökonomen Friedrich August von Hayek (1899–1992) benannt und setzt sich nach eigenen Angaben für eine freie Gesellschaft und Wirtschaft ein.

Indien: Gericht lehnt Freilassung von Pater Stan Swamy ab

Mumbai (IDEA) – Ein indisches Gericht hat die Freilassung des 83-jährigen Jesuitenpaters Stan Lourdusamy – bekannt als Stan Swamy – abgelehnt. Das berichtete die Nachrichtenagentur AsiaNews. Demnach muss der an Parkinson erkrankte Geistliche bis zu seinem Prozess in Haft bleiben. Das entschied das Sondergericht der Nationalen Ermittlungsbehörde am 22. März in Mumbai. Die Behörden werfen dem Ordensmann vor, maoistische Rebellen unterstützt zu haben. Dessen Anwälte hatten die Freilassung beantragt. Sie bestreiten, dass der Geistliche Verbindung zur kommunistischen Guerilla hat. Swamy war am 8. Oktober 2020 festgenommen worden. Er hatte sich für die Rechte der Armen eingesetzt, besonders für Indigene und sogenannte „Unberührbare“, die Dalits, im nordöstlichen Bundesstaat Jharkhand. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA hatten ihn im Dezember zum „Gefangenen des Monats“ benannt und aufgerufen, sich für seine Freilassung einzusetzen. Nach 100-tägiger Haft bedankte er sich für „die überwältigende Solidarität“, die Menschen auf der ganzen Welt zum Ausdruck gebracht hätten.