18.10.2024
„Christliche Nationalisten“ in den USA missbrauchen Bonhoeffer
Heinrich Bedford-Strohm und Wolfgang Huber in einem Offenen Brief
Auch die Familie des NS-Widerstandskämpfers warnt vor einem Missbrauch des Theologen im US-Wahlkampf
Hamburg (IDEA) – Nach Ansicht von Theologen aus Deutschland und den USA missbrauchen „christliche Nationalisten“ in den USA das Erbe des deutschen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer (1906–1945). Das schreiben sie in einem Offenen Brief, den die Zeitung „Die Zeit“ (Hamburg) veröffentlicht. Zu den Unterzeichnern gehören auch die früheren Bischöfe und EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm (München) und Wolfgang Huber (Berlin). In den USA finde sich eine „gefährliche Widerstandsrhetorik, die sich auf Dietrich Bonhoeffer beruft, vor allem in Kreisen, die sich dem christlichen Nationalismus verschrieben haben“, heißt es in dem Brief. Sie stellten ihre politischen Gegner mit Nazi-Verbrechern und ihre eigenen militanten Aktionen mit dem Widerstand gegen die nationalsozialistische Schreckensherrschaft gleich.
Namentlich wird in dem Offenen Brief der Bestsellerautor Eric Metaxas (New York) genannt. Er habe mit seiner Biografie Bonhoeffers (deutscher Titel: „Bonhoeffer: Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet“, erschienen bei SCM Hänssler) den Widerstandskämpfer „für den christlichen Nationalismus verfügbar“ gemacht.
Bonhoeffer selbst habe sich bereits 1930 gegen einen christlichen Nationalismus ausgesprochen
Die Unterzeichner des Offenen Briefes warnen auch vor dem Spielfilm „Bonhoeffer: Pastor, Spion, Attentäter“ (Angel Studios), der im November in die US-Kinos kommen soll. In der Werbung dafür werde ein direkter Bezug zur Gegenwart hergestellt. Das sei im aktuellen, polarisierten Klima der USA gefährlich. Bonhoeffer selbst habe sich bereits 1930 gegen einen christlichen Nationalismus ausgesprochen. Er habe sich für Gerechtigkeit und Nächstenliebe eingesetzt. Zwischen den Parolen und Handlungen gewaltbereiter christlicher Nationalisten und Bonhoeffers Leben und Lehren gebe es keine Verbindung.
© 2024 idea e.V. – Evangelische Nachrichtenagentur
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