26.01.2024
Gebetsinitiative für unerreichte Volksgruppen: Kick-off in St. Georgen
Grußwort der EAD überbrachte Hartmut Steeb
Hartmut Steeb (ehem. Generalsekretär der EAD) anlässlich der AGW 2024 in St. Georgen
Gebetsinitiative für unerreichte Volksgruppen gestartet
Gebet für unerreichte Volksgruppen
© Haus des Gebets - St. Georgen
"Ich starte mit der provozierenden, also herausfordernden These, dass die deutsche Christenheit provinziell geworden ist. Auch wenn der Einfluss der Kirchen bei uns zurückgeht und die Mitgliederzahlen der beiden großen Kirchen unter die 50% -Marke gerutscht sind: Die meisten wissen noch, es gibt evangelische und katholische Kirchen, auch wenn der Unterschied wenig bekannt ist. Ein paar Kenner und Insider, natürlich auch solche, die sich hier heute Abend versammeln und an den ca. 900 Orten, an denen Veranstaltungen der Allianzgebetswoche stattfinden, wissen, dass es daneben auch noch Freikirchen und ein paar unabhängige christliche Gemeinden und Gruppen gibt. Aber selbst die meisten hauptamtlichen Kirchenmitarbeiter bis hinauf zu den Kirchenleitern und Bischöfen wissen nicht, dass es weltweit, so sagen uns die Missionssoziologen, über 40.000 christliche Denominationen und Konfessionen gibt. Ein unübersehbares Heer von verschiedenen Gruppen. Manche stellen das dann als schöne bunte Blumenwiese dar. Das ist schön, aber kein biblisches Bild. Die biblische Norm ist „ein Herr, ein Glaube, eine Gemeinde, ein Leib, eine Familie, ein Bau“.
Darum ist Einheit keine Nebensache
In Johannes 17, das längste uns von Jesus übermittelte Gebet, betet er „Auf dass sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass sie in uns seien, damit die Welt erkenne, du habest mich gesandt“. Sind die ständigen Zertrennungen und Zerklüftungen der Gemeinde Jesu, das, was er sich wünschte?
Jesus macht deutlich: Die Einheit der Gemeinde Jesu, das Eins-Sein der Jünger Jesu, ist existentiell wichtig. Es geht dabei um die Glaubwürdigkeit von Jesus. Darum ist Einheit keine Nebensache. Einheit ist Hauptfach in der Jüngerlehre.
Als sich 1846 vom 19. August bis 2. September in London 921 Christen aus 52 Konfessionen und Denominationen und aus 12 Nationen aus Europa und Nordamerika trafen, haben sie diese Wahrheit erkannt. Sie haben diskutiert und gebetet, Berichte aus der weltweiten Missionsarbeit und Situation der Christenheit gehört und erkannt: Wir müssen nicht mehr über die Einzelheiten streiten, wenn wir in den wesentlichen Fragen des Glaubens einig sind. Es eint uns mehr als uns trennt. Wir wollen die Einheit leben, für die Jesus gebetet hat. Denn wenn schon über unserem Beten die Verheißung der Erhörung steht, wieviel mehr ist gewiss, dass das Gebet von Jesus vom Vater natürlich erhört ist. Die Einheit ist da. Aber wir müssen das Geschenk auspacken und leben. Das ist unsere Aufgabe. Und darum haben sie die Evangelische Allianz gegründet – nicht als neue Organisation für Kirchen und Christen, als eine organisatorische Einheit; sondern als Ausdruck der organischen Einheit. Wenn wir zu Jesus gehören, wenn wir Kinder Gottes sind, dann geht es nicht anders als dass wir auch zusammengehören als Geschwister, als Glieder an seinem Leib. Wir sind eins in Jesus!
Wir sind eins in Jesus! Aber was tun wir damit?
Aber was tun wir damit? Sie haben erkannt, wir müssen nicht mehr nur nicht mehr miteinander streiten, sondern wir können sogar miteinander beten. Das Gebet steht nicht am Ende eines gelungenen Dialogs sondern am Anfang. Denn je näher wir zu Jesus kommen, desto näher kommen wir auch zueinander. Und darum gehörte es zu den ersten Entschlüssen dieses neuen Bundes: Priorität hat das Gebet. Und darum haben sie beschlossen, die erste Woche des Jahres zur Woche des Gebets auszurufen, die Allianzgebetswoche, die nun seit 1847 stattfindet.
Gebet ist ja die Höchstform der Kommunikation. Das ist mehr als Telefon, Telefax, Mails, WhatsApp, Zoomschaltungen und was es noch alles geben wird. Wer betet ist nicht von gestern sondern er bedient sich schon heute der einzigen Kommunikationsform, die in der Ewigkeit noch Bestand haben wird, das direkte persönliche Gespräch mit dem lebendigen Gott!
Und Gott will gebeten sein. Gebet ist sozusagen der Ur-Schrei des Glaubens. Wer anfängt zu beten, fängt an zu glauben. Und darum freue ich mich auch über die Einrichtung der Gebetshäuser an immer mehr Orten in unserem Land, weil sie deutlich machen: Es kann gar nicht genug gebetet werden, ständig, allezeit, mit allen Anliegen dürfen wir zu IHM kommen! Und es gibt ja so unendlich viele Anliegen. Und dabei wissen wir, um es mit den Worten eines früheren Bischofs der Württembergischen Landeskirche, Hans von Keler, zu sagen: „Das Gebet ersetzt keine Tat, aber das Gebet ist eine Tat, die durch nichts anderes ersetzt werden kann.“ Wir sagen manchmal: Da kann man nur noch beten. Nein. Wir können beten. Das ist das allerwichtigste Tun der Christen.
Gebetsinitiative für unerreichte Volksgruppen
So viele verschiedene Gebetsanliegen. Aber eines von Jesus selbst aufgetragenes: „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.“ Denn „die Ernte ist groß und wenig sind der Arbeiter“. Als Jesus den 11 verschreckten Jüngern beim Abschied den Auftrag gegeben hat, „Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker“, da war das wirklich der große Auftrag! Auch wenn man davon ausgeht, dass die Weltbevölkerung damals noch nicht 8 Milliarden sondern „nur“ etwa 300 Millionen umfasste, also 40% der Bevölkerung von Europa heute: Wie sollten 11 Leute das je bewerkstelligen? Der weltweite Missionsauftrag ist eine Utopie, ein - menschlich gesprochen - unerreichbares Ziel. Aber das hindert uns nicht, dem nachzueifern, zu laufen, zu arbeiten, so als ob es ginge. Denn auch wenn die Aufgabe viel zu groß ist für unsere Möglichkeiten! ER kann! IHM ist nichts unmöglich.
Darum wünsche ich auch für diese neue Gebetsinitiative SEIN Geleit und SEINEN Segen und ich tue das auch mit herzlichen Grüßen der Evangelischen Allianz in Deutschland, konkret meiner Nachfolger, Dr. Reinhardt Schink und Frank Heinrich, die mich baten, heute hier zu sein. Und weil sie mich baten, bin ich trotzdem gerne gekommen. Der HERR segne euch!"
Hartmut Steeb (ehem. Generalsekretär der EAD)
20. Januar 2024