06.04.2024
Die Familienbrille aufziehen
Diskussionsrunde zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei SPRING
Hoffmeister: Wenn Chefs und Führungskräfte kapierten, dass eine glückliche Familie eine positive Auswirkung auf die Arbeit hat, wäre unsere Gesellschaft weiter
Ana Hoffmeister
© privat
WILLINGEN. „Wenn Chefs und Führungskräfte kapierten, dass eine glückliche Familie eine positive Auswirkung auf die Arbeit hat, wäre unsere Gesellschaft weiter.“ Das sagte die Unternehmensberaterin und Autorin Ana Hoffmeister am Freitagabend beim Festival SPRING, das noch bis 6. April 2024 mit rund 3000 Teilnehmenden in Willingen (Upland) stattfindet.
Ana Hoffmeister sprach zusammen mit dem Leiter von ERF Medien Jörg Dechert im Talk „Future Family – Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ darüber, wie man herkömmliche und weniger herkömmliche Familienmodelle harmonisieren kann. Sie empfehle Paaren mit Kindern, ständig über das passende Familienmodell zu sprechen: „Das Leben verändert sich so oft.“ Wichtig sei, das System zu verändern und nicht die Familie. Das betreffe sowohl die Politik als auch die Arbeitswelt. „Es geht nicht darum, ob es mehr Teilzeit-Stellen gibt. Mir geht es um eine Änderung der Haltung. Dass Unternehmen an Familien denken und Arbeitsmodelle anbieten, die sich an Lebensphasen orientieren“, sagte Ana Hoffmeister. Kritisch sehe sie die derzeitige Familienpolitik. Deutschland sei das einzige Land in der EU, das die Verordnung zur Väter-Freistellung nicht umgesetzt habe. Das Elterngeld sei seit elf Jahren nicht erhöht worden und die Pflege von Familienangehörigen, die überwiegend von Frauen ausgeführt wird, werde nicht genügend honoriert. Auch in christlichen Gemeinden bräuchten Familien sichere Orte: „Gemeinden sollten die Familienbrille aufziehen.“ Dabei sei es hilfreich, Familie über die Blutsverwandtschaft hinaus zu sehen. „Zur Familie gehören wir alle. Egal, ob wir Kinder haben oder nicht.“
Auch Jörg Dechert findet es positiv, dass es mehr Optionen im Denken von Familienmodellen gibt: „Dass der Vater arbeitet und die Mutter daheim ist, ist kein christliches Bild, sondern höchstens ein bürgerliches.“ Die Zeiten nur eines Modells seien vorbei. Trotzdem sei dies für zum Beispiel mittelständige Unternehmen eine Herausforderung – besonders in Zeiten von Fachkräftemangel: „Mehr Flexibilität muss möglich sein. Aber Flexibilität hat auch ihren Preis – für beide Seiten.“ Als Christ sei ihm wichtig, dass Gott den Menschen nicht nur als „homo oeconomicus“ gemacht habe: „Das Wichtigste ist nicht, wie viele Stunden wir arbeiten. Wir sind nicht nur das, was wir leisten.“
In einer gemeinsamen Bibelarbeit sprachen Jana Kontermann, Siegfried Winkler und Miriam Knödler über das zwölfte Kapitel des Römerbriefs. Die Liebe solle charakteristisch sein für das Leben von Christen, sagte Jana Kontermann. Sie ist Gemeindegründerin der Liebenzeller Mission in Berlin. „Die Liebe ist auf der Realität von Jesus Christus gegründet.“ Dazu brauche es Weisheit, Mut, Kraft und Segen von Gott. „Wenn wir durchdringt sind durch Jesus, sehen andere hoffentlich in uns das Licht, das durch ihn in uns steckt.“ Siegfried Winkler sagte, dass der beste Platz für Christen dort sei, wo die Menschen sind.
Er ist Pastor der Evangelischen Gemeinschaft München-Bogenhausen, Zweiter Vorsitzender der Evangelischen Allianz in Deutschland und Mitglied im Arbeitskreis SPRING. „Beziehungen werden zum Guten gefördert, wenn ich beginne, ehrlich mit dem Nächsten umzugehen.“ Anderen in Liebe zu begegnen, heiße nicht, Negatives nicht anzusprechen. Jesus habe Missstände angeprangert. „Aber er hat es in Liebe und Wertschätzung getan.“ Gleichzeitig sei es auch hilfreich, einander auszuhalten: „Jesus hat nie einen Menschen aufgegeben.“ Beziehungen könnten auch zum Guten gefördert werden, wenn wir einander Raum geben und Gastfreundschaft leben. Miriam Knödler, Erzieherin aus Wieslauftal, sagte, dass das Gebet ein zentraler Aspekt des christlichen Glaubens sei: „Es liegt ein verborgener Reichtum im Gebet. Es lohnt sich dranzubleiben.“
In der Family Session spielte die Band „Puzzles“. Jörg Bartoß begeisterte die Kinder mit Trickkunst und dem spannend erzählten Gleichnis vom verlorenen Sohn.
Im Abendprogramm gab es ein inklusives Theaterstück von Menschen mit und ohne Behinderung unter dem Motto „Next Level Handicap“ zu bestaunen. Bei „My favorite Song“ interpretierten bekannte Künstlerinnen und Künstler Lieder, die sie geprägt haben. Mit dabei waren Lothar und Margarete Kosse, Sefora Nelson, Sarah Kaiser, Jan Jakob und Mark Wiedersprecher.
SPRING ist das christliches Festival für Jung und Alt mit der Möglichkeit, aus einem vielfältigen Angebot an Impulsen, Musik, Action und Ermutigungen ein individuelles Programm zusammenzustellen. Das Festival dauert sechs Tage und findet seit 1998 immer in der Woche nach Ostern und seit 2009 in Willingen (Nordhessen) statt. Der Wunsch ist, dass Menschen auftanken können – für Körper, Kopf und Seele. SPRING will die „Familie Gottes“ zusammenkommen lassen. Deshalb ist bei SPRING jeder Mensch herzlich willkommen. Zusammen-wachsen durch Inspiration, Urlaub miteinander und mit Gott – das erleben die Teilnehmenden gemeinsam. Veranstalter ist die Evangelische Allianz in Deutschland. Rund 400 Ehrenamtliche machen das Festival möglich.
Infos: www.meinspring.de