04.04.2024

Veränderungsprozesse: Nicht mit High Heels in den Wald

Kirchenpionierin Daniela Mailänder sprach am dritten Festival-Tag bei SPRING

Seminar von Achim Halfmann: „Hass ist keine Meinung“

Daniela Mailänder

Daniela Mailänder sprach über Zeiten des Aufbruchs und Umbruchs

WILLINGEN. „Veränderungsprozesse sind wie ein Rausgehen in die Wildnis.“ Das sagte die Leiterin von Kirche Kunterbunt und Kirchenpionierin im CVJM Bayern Daniela Mailänder beim Festival SPRING am Dienstagabend. Es findet noch bis 6. April 2024 mit rund 3000 Teilnehmenden in Willingen (Upland) statt. Motto in diesem Jahr ist „Next level“.

Veränderungen würden immer von zwei Faktoren ausgelöst, sagte Daniela Mailänder. „Wenn uns etwas fasziniert, sind wir bereit, eine Veränderung anzugehen. Oder ein Schmerz oder eine Unzufriedenheit führt zu einem Veränderungsprozess.“ Wichtig sei, für ein neues Projekt gut vorbereitet zu sein. „Aber manchmal gehen wir mit High Heels raus in den Wald und stolpern in Veränderungsprozesse.“ Das könne sehr anstrengend sein. Hilfreich sei, sich ordentlich auszustatten. „Wir brauchen einen Rucksack mit Proviant. Informiert euch, lest Bücher, hört Podcasts, geht zu Vorträgen. Und lasst andere Menschen wissen, wo ihr gerade steht. Lasst für euch beten, lasst es zu, dass Menschen fragen, wie es euch geht. Ich glaube, dass wir viel zu wenig nachfragen, wie es anderen Menschen geht.“ Interessant sei, dass Jesus sich in die Wüste zurückzog, bevor er sein Wirken begonnen hatte: „Der größte Veränderungsprozess dieser Welt ist, dass die Liebe gewinnt und das Leben über den Tod siegt. Und Jesus beginnt diesen Prozess in der Wildnis.“ In allen Veränderungsprozessen brauche es Vertrauen – gegenüber sich selbst, gegenüber Mitmenschen und gegenüber Gott: „Du kannst dir sicher sein, dass einer mit dir ist in deinem Veränderungsprozess. Die Verheißung Gottes ist, uns in der Wildnis zu sehen.“

Zum Start in den Tag gab es Andachten für Paare, Männer-Frühschoppen, Verweilendes Gebet und eine Mischung aus Worship und Fitnesszirkel unter dem Namen „Feel Go(od)“.

Nachmittags standen Aktiv-Angebote, Seminare und Workshops auf dem Programm. Teens konnten beim Handlettering kreativ werden, Jugendliche beim „Real Talk“ die Fragen loswerden, die ihnen unter den Nägeln brennen, für Kleinkinder gab es eine „Mini-Disco“. Erwachsene konnten praktische Tipps für den Internetauftritt ihrer Gemeinde bekommen oder sich über das biblische Buch Hiob austauschen.

Im Seminar „Hate Speech kennen und kontern“ sagte der Sozialarbeiter und Journalist Achim Halfmann, dass Kritik wichtig und immer in Ordnung sei. Beschimpfungen seien aber etwas anderes und in einer demokratischen Gesellschaft nicht akzeptierbar: „Hinter vielen Hassreden und Fake News stecken häufig Verschwörungserzählungen.“ Mittlerweile nähmen diese auch in Deutschland zu. Durch Hassreden werden Menschen im digitalen Raum aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft, ihrer Sexualität, ihrer Geschichte, ihrem Alter, einer Behinderung oder ihrer Religion verunglimpft. Sie umfassen alle Formen gruppenbezogener Menschenverachtung. „Um auf Hassrede zu reagieren, ist es meistens besser, nicht wahllos irgendeine Gegenrede zu starten und den Hater zu adressieren, sondern die schweigende Mehrheit anzusprechen“, so Achim Halfmann. Wichtig sei, selbst respektvoll zu sein, gezielt nachzufragen oder Menschen Solidarität entgegenzubringen, die im Netz beschimpft werden. Hassrede sei leider eine effektive Einschüchterungsstrategie. Dass manche Menschen sich menschenverachtend äußern, dürfe aber nie toleriert werden. Der Grundsatz „Hass ist keine Meinung“ müsse gelten.

Wer sich vom regnerischen Wetter nicht abhalten ließ, konnte mit dem „SPRING-Pass“ über die größte freitragende Hängebrücke der Welt, den Skywalk Willingen, gehen, Abenteuer-Golf spielen, mit der Standseilbahn zur Weltcup Mühlenkopfschanze fahren oder die Sommerrodelbahn nutzen.

In der „Worship Night“ spielte die Lobpreis-Band Alive Worship bekannte und neue christliche Lieder, Steffen Kern, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands sprach über das Thema „Leben als Hoffnungsmensch“. Die Theatergruppe „BlickWechsel“ führte ihr Stück „Was wäre wenn“ auf.

SPRING ist das christliches Festival für Jung und Alt mit der Möglichkeit, aus einem vielfältigen Angebot an Impulsen, Musik, Action und Ermutigungen ein individuelles Programm zusammenzustellen. Das Festival dauert sechs Tage und findet seit 1998 immer in der Woche nach Ostern und seit 2009 in Willingen (Nordhessen) statt. Der Wunsch ist, dass Menschen auftanken können – für Körper, Kopf und Seele. SPRING will die „Familie Gottes“ zusammenkommen lassen. Deshalb ist bei SPRING jeder Mensch herzlich willkommen. Zusammen-wachsen durch Inspiration, Urlaub miteinander und mit Gott – das erleben die Teilnehmenden gemeinsam. Veranstalter ist die Evangelische Allianz in Deutschland. Rund 400 Ehrenamtliche machen das Festival möglich.

Infos: www.meinspring.de