24.05.2018
Schweden: Muezzinruf erlaubt, Glockengeläut nicht
Der Anteil der Muslime in Schweden liegt bei acht Prozent
Växjö (idea) – Die südschwedische Stadt Växjö hat der örtlichen Moschee für ein Jahr gestattet, jeden Freitag zum Gebet zu rufen. Der traditionelle islamische Gebetsruf „Adhan“ wird von einem Muezzin vorgetragen. Darin heißt es unter anderem, dass es keinen Gott außer Allah gebe und Mohammed sein Gesandter sei. Der Gebetsruf dauert rund vier Minuten. Die Polizei in der Universitätsstadt erteilte die Auflage, dass der Ruf per Lautsprecher eine gewisse Lautstärke nicht überschreiten dürfe. Die Entscheidung verwundert die katholische Kirchengemeinde St. Michael. Nach Angaben ihres Pastors Ingvar Fogelqvist wurden Anträge, die Kirchenglocken zu läuten, sowohl in den 1990er wie auch in den 2000er Jahren abgelehnt. Fogelqvist bezeichnete die Angelegenheit als eine „Frage der Fairness“. Nach der Entscheidung der Behörden, den muslimischen Gebetsruf zu erlauben, wolle die Gemeinde darüber beraten, ob sie das Läuten der Kirchenglocken erneut beantrage. Man erhoffe sich davon, dass die Gemeinde in der Stadt besser wahrgenommen werde. Wünschenswert wäre nach seinen Worten ein Geläut zum Gottesdienst am Sonntag sowie zu Festtagen oder Beerdigungen. Die Kirche befindet sich etwa einen Kilometer von der Moschee entfernt. Die Stadt Växjö hat knapp 70.000 Einwohner. Sie liegt in der Provinz Småland, rund 400 Kilometer von der Hauptstadt Stockholm entfernt. Von den 10 Millionen Einwohnern Schwedens gehören rund 60 Prozent zur lutherischen Volkskirche. Etwa 113.000 Bürger sind Katholiken (1,1 Prozent) und 120.000 Orthodoxe (1,2 Prozent). Außerdem gibt es rund 800.000 Muslime (acht Prozent). Die Freikirchen haben etwa 250.000 Mitglieder.