26.03.2015
Forum „Christ und Politik“: Muslime bedrohen nicht Bedeutung des Christentums
Reformationsjubiläum: EKD sollte Freikirchen stärker beteiligen
Forum „Christ und Politik“: Muslime bedrohen nicht Bedeutung des Christentums
Reformationsjubiläum: EKD sollte Freikirchen stärker beteiligen
Bad Blankenburg (idea) – Die Verantwortlichen in der EKD sollten die Mitglieder der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) stärker an den Vorbereitungen für das 500-jährige Reformationsjubiläums 2017 beteiligen. Dafür plädiert der Generalsekretär des Konfessionskundlichen Instituts in Bensheim und ehemaliger Generalsekretär des Evangelischen Bundes Pfarrer Walter Fleischmann-Bisten. Er sprach am 26. März bei der Tagung „Christ und Politik“ im thüringischen Bad Blankenburg. Nach seinen Worten haben die meisten Freikirchen trotz aller Demütigungen nicht vergessen, „dass auch sie Kinder der unvollendeten Reformation sind“. Im 16. Jahrhundert hatten Lutheraner die Täuferbewegung verfolgt. Der Lutherische Weltbund hatte sich 2010 nach knapp 500 Jahren bei den Mennoniten entschuldigt, dass sie damals verfolgt und umgebracht wurden. Wie Fleischmann-Bisten weiter sagte, kann es 2017 nicht um „neue Selbstbehauptungsversuche“ gehen wie bei früheren Reformationsjubiläen. Gerade gegenüber der wachsenden Zahl Konfessionsloser komme es darauf an, Zeichen für eine gemeinsame Verkündigung des Evangeliums zu setzen.
Knapp die Hälfte der Muslime hierzulande sind deutsche Staatsbürger
Der Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Friedemann Eißler (Berlin), berichtete, dass mittlerweile rund vier Millionen Muslime in Deutschland leben; 45 Prozent davon seien deutsche Staatsbürger. Die überwiegend konservativen muslimischen Dachverbände wie die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Koordinierungsrat der Muslime oder der Zentralrat der Muslime repräsentierten zusammen aber höchstens ein Viertel der in Deutschland lebenden Muslime. Eißler zufolge wird der Dialog zwischen Christen und Muslimen an Bedeutung gewinnen: „Es wird immer wichtiger, dass wir einander besser verstehen.“ Christen sollten die gemäßigten Muslime in ihrer Nachbarschaft „als Mitmenschen sehen und nicht als Nicht-Christen“. Sie seien keine Bedrohung für die Bedeutung des Christentums. Eißler: „Dass wir vielfach nur ein bis zwei Kinder haben, ist nicht die Schuld der Moslems.“ Auch könnten Christen in ihrem beruflichen Umfeld ihren Glauben mutiger bekennen. Eißler räumte ein, dass die Übergänge zwischen den fundamentalistischen, salafistischen und dschihadistischen Positionen im Islam zunehmend fließend seien. Auch deshalb sei es wichtig, eine moderne Koran-Auslegung in Deutschland zu fördern.
Wenn Begriffe wie Freiheit und Würde umdefiniert werden
Der Leiter der transnationalen Arbeit des Acton-Instituts für Studien über Religion und Freiheit, Todd Huizinga (Grand Rapids/US-Bundesstaat Michigan), warb für eine engere transatlantische Zusammenarbeit zwischen Christen. Als Erben der jüdisch-christlichen Tradition stünden sowohl Europa als auch die USA vor tiefgreifenden Herausforderungen. Mit der fortschreitenden Säkularisierung schwänden auch das Verständnis von Freiheit, Würde und Menschenrechten. Diese Begriffe würden zunehmend verzerrt oder gar umgekehrt. So werde Freiheit inzwischen so verstanden, dass Schwangere ihre Kinder abtreiben oder LSBTTI-Menschen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle) ein Geschlecht aussuchen dürften – trotz empirischer Untersuchungen, nach denen der Mensch entweder Mann oder Frau ist. Das aber sei eine Pervertierung des Freiheitsbegriffs, so der langjährige US-Diplomat. Auch der Begriff der Würde werde zunehmend umdefiniert. Bedürftige Menschen mit Sozialhilfe über Wasser zu halten, habe nichts mit Würde zu tun. Vielmehr müssten Anreize geschaffen werden, dass Menschen für sich selbst sorgen können: „Verdienter Erfolg macht glücklich. Angelernte Abhängigkeit ist ein Rezept für Verzweiflung.“
Das Böse einschränken, damit mehr Raum für das Gute entsteht
Zugleich warnte Huizinga vor einer Überschätzung politischer Möglichkeiten: „Wir werden die Welt nie durch Politik verwandeln. Wir können das Böse nur so einschränken, dass mehr Raum für das Gute entsteht.“ Veranstalter der Tagung „Christ und Politik“ ist die Deutsche Evangelische Allianz.