06.05.2011

Parzany: Deutschland braucht Missionare aus dem Süden

350 Teilnehmer bei einem Kongress über interkulturelle Missionsarbeit

Parzany: Deutschland braucht Missionare aus dem Süden

350 Teilnehmer bei einem Kongress über interkulturelle Missionsarbeit

 

Essen (idea) – Deutschland braucht mehr Missionare aus Ländern, in denen die evangelikale Bewegung stark wächst - aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Davon ist der Leiter der evangelistischen Aktion ProChrist, Pfarrer Ulrich Parzany (Kassel), überzeugt. Christen aus der Südhalbkugel verkündigten die christliche Botschaft mit der Freude, Leidenschaft und Hingabe, die in einheimischen Gemeinden häufig fehle, sagte Parzany auf einem Kongress für interkulturelle Missionsarbeit. An dem Treffen unter dem Motto „Jesus verbindet“ nehmen vom 5. bis 7. Mai in Essen rund 350 Personen teil; ein Drittel ist ausländischer Herkunft. Veranstalter ist die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM). Wie Parzany sagte, sind zwar 70 Prozent der 82 Millionen Einwohner Deutschlands nominell Christen, aber die wenigsten kennten Jesus: „Christus ist ein Fremder geworden in diesem Land.“ In der Gesellschaft gelte: „Man kann leidenschaftlich für Borussia Dortmund oder Bayern München sein, aber nicht für Jesus.“ Parzany rief einheimische und ausländische Gemeinden in Deutschland dazu auf, den Missionsauftrag gemeinsam zu erfüllen. Es sei eine Schande, dass die hiesigen Gemeinden zugewanderte Christen bisher kaum wahrnähmen. Die Migrantengemeinden bat Parzany, nicht nur unter Menschen ihrer Kultur zu evangelisieren: „Wir brauchen euch als Missionare unter den Deutschen.“ Dazu sei es notwendig die deutsche Sprache zu beherrschen, da man die Herzen der Menschen sonst nicht erreichen könne. Missionare aus anderen Kulturen sollten auch wissen, warum es so schwer sei, Deutsche für den christlichen Glauben zu gewinnen: „Sie haben schon einen Gott, und der heißt Mammon.“ Aufgabe der Missionare aus Übersee sei es, den „Götzendienst in Europa“ herauszufordern. Parzany warnte in diesem Zusammenhang davor, ein Wohlstandsevangelium zu verbreiten, das Reichtum verspricht, wenn man an Jesus glaubt: „Dann laufen wir in die gleiche Falle, in der die Deutschen schon sitzen.“

Keine Migranten-Ghettos bilden

Der Pastor der internationalen Lichthaus-Gemeinde in Mühlheim/Ruhr, Edmund Sackey-Brown, sagte, in der Vergangenheit hätten Missionare aus der westlichen Welt die christliche Botschaft nach Afrika, Asien und Lateinamerika gebracht. Heute schicke Gott von dort Missionare in den Norden, „um das Evangelium in einer neuen und dynamischen Art und Weise zu verkünden – und mit Leidenschaft“. Der aus dem westafrikanischen Ghana stammende Theologe warnte Zuwanderergemeinden davor, Subkulturen zu bilden und sich abzuschotten: „Christus hat uns beauftragt, seine Kirche aufzubauen und nicht ein Ghetto.“ Bisher pflegten nur wenige Migrantenchristen Freundschaften zu einheimischen Christen. Sackey-Brown rief zugewanderte Christen in Deutschland dazu auf, sich nicht als „Transporteure ihrer Kultur“ zu verstehen, sondern als „Missionare, die Gott geschickt hat“. Der Pastor wünscht sich einen geistlichen Aufbruch in Deutschland. Die Erfahrung zeige, dass es aber nur dann zu einer Erweckung komme, wenn Christen sich danach sehnen und dafür beten. Deshalb sollten sich alle vernetzen, „die die gleiche Sehnsucht nach Erweckung haben“. Dadurch könne neuer Schwung in die Mission in Deutschland kommen.

Versöhnung als Kernkompetenz

Der Missiologe Prof. Johannes Reimer (Bergneustadt bei Köln) sprach über die gemeinsame Mission der Christen für Deutschland. Sie bestehe darin, die Gesellschaft mit dem Evangelium zu durchdringen. Dazu sei ein ganzheitlicher Ansatz notwendig: „Wir können nicht die ökologischen, politischen und sozialen Fragen links liegen lassen und uns nur mit Bekehrung befassen.“ Einheimische  und zugewanderte Christen seien „Botschafter der Versöhnung“ Jesu Christi. „Versöhnung ist unsere Kernkompetenz“, so Reimer. Er kam 1976 aus Russland nach Deutschland und lehrt heute unter anderem am Theologischen Seminar des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (Dietzhölztal/Mittelhessen).

Aus einer deutschen wurde eine internationale Gemeinde

Der in Brasilien geborene Pastor Mario Wahnschaffe informierte über die Arbeit der pfingstkirchlichen Gemeinde „Zentrum Lebendiges Wort“ in Bonn. Sie hat sich seit Mitte der neunziger Jahre von einer deutschen zu einer Internationalen Gemeinde gewandelt und zählt heute über 400 Mitglieder aus mehr als 50 Nationalitäten. Etwa ein Drittel der Mitglieder hat eine ausländische Herkunft. Ausgangspunkt war laut Wahnschaffe eine Prophetie, dass Gott Christen aus anderen Ländern gesandt habe, um eine internationale Gemeinde entstehen zu lassen. Voraussetzung für eine solche Gemeinde sei, dass sich Deutsche und Zuwanderer auf Augenhöhe begegneten, um gemeinsam den Missionsbefehl zu erfüllen. Das A und O für das Gelingen einer internationalen Gemeinde sei die Kommunikation. So habe das „Zentrum Lebendiges Wort“ 50.000 Euro in eine Übersetzungsanlage investiert. Wichtig sei auch, dass es Kreise in der Gemeinde gebe, in denen die Mitglieder jeweils in ihrer Muttersprache beten und singen könnten. Das Zentrum erreiche durch seine internationale Ausrichtung auch Angehörige anderer Religionen. So besuchten zehn muslimische Kinder den Kindergarten der Gemeinde. Vor kurzem habe man erstmals eine Frau getauft, die vom Buddhismus zum Christentum übergetreten sei.