19.03.2011
Türkei: Große Verschwörung hinter Christenmorden von Malatya?
Türkische Staatsanwaltschaft lässt weitere 20 Verdächtige festnehmen
Türkei: Große Verschwörung hinter Christenmorden von Malatya?
Türkische Staatsanwaltschaft lässt weitere 20 Verdächtige festnehmen
Malatya (idea) – Fast vier Jahre nach der Ermordung von drei Christen in der südosttürkischen Stadt Malatya sind weitere 20 Verdächtige als mögliche Drahtzieher festgenommen worden.
Die Verhaftungen am 17. März in neun Provinzen wurden laut türkischen Presseberichten von Staatsanwalt Zekeriya Öz angeordnet. Er leitet die Ermittlungen gegen die nationalistische Organisation Ergenekon. Ihr wird Verschwörung mit dem Ziel vorgeworfen, die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zu stürzen. Ergenekon steht auch im Verdacht, hinter der Ermordung der drei Christen in Malatya zu stehen. Auf brutale Weise wurden am 18. April 2007 der Deutsche Tilmann Geske sowie zwei türkische Mitarbeiter des protestantischen Zirve- Verlags, Necati Aydin und Ugur Yüksel, getötet. Die Täter fesselten und folterten die Opfer, bevor sie ihnen die Kehlen durchschnitten. Angeklagt sind fünf junge Türken: Hamid Ceker, Emre Gunaydin, Salih Gurler, Cuma Özdemir und Abuzer Yildirim.
Drahtzieher sollen Ergenekon angehören
Doch viele Beobachter, darunter auch die deutsche Witwe Susanne Geske, glauben nicht, dass die Angeklagten allein für die Morde verantwortlich sind. Geske möchte, dass Verbindungen zu Ergenekon offen gelegt und die Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen werden. Zu den jetzt Verhafteten gehören ein Universitätsdozent, ein Polizist und der frühere Kommandeur der Gendarmerie in der Provinz Malatya. Frühere Generäle, Politiker und andere Schlüsselpersonen gehören Ergenekon an. Die türkische Generalstaatsanwaltschaft stuft sie als terroristische Vereinigung ein. Vor einem Jahr wurde im Haus eines ehemaligen
Marineoffiziers eine Daten-CD mit Anschlagsplänen entdeckt. Auf den Dateien sollen sich die Namen protestantischer Zielpersonen und einiger ihrer Kinder befinden. Als „Operationen“ genannt seien die Morde an dem katholischen Priester Andrea Santoro im Jahr 2006, an dem armenischen Publizisten Hrant Dink und die Bluttat von Malatya (beide 2007). Über 95 Prozent der 72 Millionen Einwohner der Türkei sind Muslime. Von den rund 120.000 Christen gehören etwa 4.000 zu evangelikalen Gemeinden.