14.03.2011
Bundeskanzlerin im ERF Interview: Bin dem christlichen Glauben verpflichtet
Merkel nimmt Stellung zu PID, Nordafrika und Christenverfolgung
Bundeskanzlerin im ERF Interview: Bin dem christlichen Glauben verpflichtet
Merkel nimmt Stellung zu PID, Nordafrika und Christenverfolgung
Berlin / Wetzlar (ERF) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihre Position zum Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) bekräftigt. In einem Exklusiv-Interview mit ERF Medien sagte Merkel: „Ich möchte nicht, dass wir eine Gesellschaft sind, in der Eltern, die sich für behinderte Kinder entscheiden, unter einen Rechtfertigungszwang kommen.“ Das sei nicht mit der Würde des Menschen vereinbar. Sie habe sich für einen sehr strikten Kurs entschieden, wissend, dass es eine sehr schwere Entscheidung sei. Sie habe die Befürchtung, dass keine Begrenzung bei diesem Thema gefunden werde, auch wenn sie die Gegenargumente durchaus nachvollziehen könne.
Das Interview führte ERF Vorstandsvorsitzender Jürgen Werth in der vergangenen Woche mit der Kanzlerin in Berlin über Glaube und Politik, gesellschaftliche und ethische Fragen. In ihrem politischen Handeln schwinge auch immer der christliche Glaube mit, so Frau Merkel, deren Vater Pfarrer war: „Ich kann meine christliche Grundhaltung und mein politisches Tätig sein nicht voneinander trennen. Das ist meine Person.“ Politisches Handeln und der Umgang mit Fehlern und Kritik bringt sie in Bezug zu ihrem christlichen Grundverständnis: „Für mich ist die Tatsache, dass ich dem christlichen Glauben verpflichtet bin, auch schon von daher eine Beruhigung, weil klar ist, das der Mensch nicht vollkommen ist und auch ich selbst durchaus Fehler machen kann.“
Frau Merkel ging in dem Interview auf die aktuellen politischen Umwälzungen in den nordafrikanischen Staaten und den Ländern des Nahen Ostens ein, die mehrheitlich islamisch geprägt sind. „Wir haben auf der einen Seite ermutigende Zeichen. Menschen wollen nicht weiter bedrängt werden und ihre ureigensten Freiheiten wie Meinungsfreiheit und Pressefreiheit einfordern. Das finde ich gut“, sagte Frau Merkel. Ob damit in jedem Falle gleich Toleranz verbunden ist, das heißt auch den anderen zu respektieren mit der anderen Religion, das habe sich noch nicht erwiesen. „Das müssen wir einfordern. Wir haben erschreckende Zahlen darüber, wie Christen verfolgt werden, in wie vielen Ländern. Es ist ganz objektiv die Religionsgruppe, die am stärksten verfolgt wird“, so die Kanzlerin.
Zum Miteinander von Christen und Muslimen in Deutschland meinte Frau Merkel: „Ich glaube, dass viele Menschen verunsichert sind über die Tatsache, dass wir viele Muslime bei uns haben. Das hat zum Teil damit zu tun, dass man die andere Religion vielleicht nicht so kennt, dass es vielleicht manchmal auch gar nicht so einfach ist, mit ihr ins Gespräch zu kommen, dass es durchaus auch Meinungsunterschiede geben kann.“ Diese Unsicherheit hänge aber auch damit zusammen, das viele deutsche Mitbürger nicht mehr so einen Bezug zum Christentum haben wie vor etwa 100 Jahren, nicht aktiv am christlichen Leben teilnehmen und sich dadurch vielleicht noch mehr bedrängt fühlten in einer säkulareren Welt. Da könne die Antwort nicht sein, den anderen vorzuwerfen, „dass sie einen eigenen Glauben haben, sondern vielleicht die Suche nach dem Glauben im Christentum auch wieder zu verstärken.“