10.03.2011
USA: Evangelikale gehen auf Mormonen zu
Allianz tagt im Mormonenstaat Utah – Hand der Freundschaft reichen
USA: Evangelikale gehen auf Mormonen zu
Allianz tagt im Mormonenstaat Utah – Hand der Freundschaft reichen
Salt Lake City (idea) – Nach Jahrzehnten der Gegnerschaft sind in den USA Evangelikale auf Mormonen zugegangen. Die Evangelische Allianz (NAE) hielt am 10. März eine Vorstandssitzung in Salt Lake City ab, der Hochburg der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“. Dabei trafen laut Presseberichten führende Vertreter der NAE, die rund 30 Millionen Evangelikale repräsentiert, auch mit dem Gouverneur von Utah, Gary Herbert, - einem Mormonen – zusammen. In den USA leben mehr als sechs Millionen Mormonen – Tendenz steigend. NAE-Präsident Leith Anderson (Washington) erklärte zu dem Treffen, die Evangelikalen sähen es als ihre Aufgabe an, die biblische Botschaft allen Menschen nahezubringen, ob sie sie hören wollten oder nicht. Außerdem schaue man aber auch aus nach möglichen Feldern der Zusammenarbeit.
Differenzen nicht übertünchen
Anlass für das Treffen war das zehnjährige Bestehen der evangelikalen Initiative „Standing Together“ (Zusammenstehen), die einen geistlichen Wandel und biblische Einheit in Utah fördern will. Gründer ist Pastor Greg Johnson (Lehi/Utah), der in einer Mormonenfamilie aufwuchs und als Jugendlicher Christ wurde. Wie Johnson sagte, gebe es reale Spannungen und Differenzen, die man nicht übertünchen solle. Es gehe um Dialog und Kommunikation. Bisher hätten sich einige Evangelikale „hinter den Kulissen“ darum bemüht, Mormonen „die Hand der Freundschaft zu reichen“, sagte der Theologe Richard Mouw, Präsident des Fuller Theological Seminary (Pasadena/Kalifornien). Er gehört dem Vorstand der NAE an. Es gebe keine anderen religiösen Gruppen in den USA, die sich feindseliger gegenüberstünden.
EZW: Keine Kirche, keine Sekte
Die Mormonen gelten als religiöse Sondergemeinschaft. Weltweit haben sie etwa 13 Millionen Mitglieder. In Deutschland liegt ihre Zahl bei 36.000, in der Schweiz bei 7.500 und in Österreich bei 4.100. Der Mormonismus geht zurück auf Joseph Smith (1805-1844), der aufgrund einer Vision das „Buch Mormon“ niederschrieb, das bis heute als Glaubensgrundlage gilt. Charakteristisch für die Mormonen ist eine hohe Wertschätzung der Familie, Verzicht auf Genussmittel und eine missionarische Orientierung. Da nach mormonischer Überzeugung die Familienbindungen über den Tod hinausgehen, gehört es zu den religiösen Pflichten des Gläubigen, seine Verfahren aufzuspüren, damit ihnen in Stellvertretung nachträglich die heilsnotwendige Taufe gespendet werden kann. Die Mormonen unterhalten deshalb in Salt Lake City das größte Archiv für Ahnenforschung der Welt. Nach Angaben der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) ist die mormonische Lehre – trotz vielfältiger Bezugnahmen auf Jesus Christus – mit biblisch-christlicher Theologie nicht vereinbar. Aus Sicht der ökumenischen Kirchen seien die „Heiligen der Letzten Tage“ keine christliche Kirche, auch keine Sekte, sondern eine synkretistische (religionsvermischende) Neureligion.