07.08.2011
Christenverfolgung: Christenfreie Zonen nicht hinnehmen
CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder spricht bei der 116. Allianzkonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz
Christenverfolgung: Christenfreie Zonen nicht hinnehmen
CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder spricht bei der 116. Allianzkonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz
Bad Blankenburg (idea) – Zur weltweiten Achtung der Religionsfreiheit hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker Kauder, auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg aufgerufen. Wie er am 7. August sagte, seien Christen die am stärksten verfolgte religiöse Gruppe weltweit. Kauder – bekennender evangelischer Christ – betonte, dass er seine Stimme für Religionsfreiheit und Menschenwürde genauso erheben würde, wenn Christen Muslime verfolgten. Aber es seien vor allem Christen in muslimischen Ländern, die unter Verfolgung zu leiden hätten. Das vor Jahren auszusprechen, hätte noch Riesendiskussionen ausgelöst. Kauder: „Auch in meiner Landeskirche war es nicht immer möglich, so offen über Christenverfolgung zu reden.“ Aber Fakten anzusprechen, sei kein Verbrechen. Er habe deshalb alle Fraktionskollegen gebeten, bei Reisen in Länder, in denen es eine derartige Situation gebe, das Thema der Verfolgung und Benachteiligung von Christen anzusprechen. Es stehe auch auf der Agenda aller Besuchsprogramme des Außenministers und der Bundeskanzlerin. Konflikte zwischen Christen und Muslimen dürften nicht so gelöst werden, dass Christen bestimmte Regionen wie den Irak einfach verließen, Muslime aber überall zuhause seien: „Christenfreie Zonen in Regionen dieser Welt dürfen nicht hingenommen werden.“
Christen geht es nicht nur um Euro und Cent
Der Einsatz für verfolgte Christen werde in den entsprechenden Ländern durchaus zur Kenntnis genommen, sagte Kauder. So hätten Staaten wie Indonesien oder Malaysia, wo es Christen nicht leicht hätten, die Problematik bei Folgebesuchen von allein auf die Tagesordnung gesetzt. Ein Präsident habe ihn mit den Worten empfangen: „Herr Kauder, dann lassen sie uns zunächst mal über die Situation der Christen sprechen. Deswegen sind sie ja schließlich hier.“ Kauder bezeichnete es als ermutigend zu spüren, dass sich etwas ändere, wenn Christen nicht schwiegen. Am Engagement für verfolgte Christen in aller Welt könne auch deutlich werden, „dass es uns Christen nicht nur um Euro und Cent geht nach dem Motto: Wir zahlen und dann lasst uns in Ruhe“. Kauder verteidigte den Bau von Moscheen in Deutschland. Wer für die Religionsfreiheit in anderen Ländern eintrete, müsse auch ja sagen dazu, dass Nichtchristen ihren Glauben in Deutschland leben dürften. So wie Muslime in Deutschland aber selbstverständlich Moscheen errichten dürften, erwarte er, dass Christen auch in muslimisch geprägten Ländern Kirchen bauen dürften.
Türkei: Situation der Christen noch nicht akzeptabel
Mit Blick auf die Türkei erklärte Kauder, die Situation der dortigen Christen sei trotz Fortschritten in den vergangenen Jahren noch nicht akzeptabel. Ein Land, das in die EU wolle, müsse es Christen gestatten, ohne Genehmigungen und bürokratische Hürden Kirchen zu bauen und eigene Priester auszubilden. Auch dürfe Kircheneigentum nicht einfach weggenommen werden. Kauder: „Wenn ich mir die Situation religiöser Minderheiten in der Türkei anschaue, habe ich den Eindruck, dass das Land noch meilenweit weg ist von dem Europa, wie wir es uns vorstellen.“
Jemen-Geiseln: „Das wenige, was wir wissen, kann ich ihnen nicht sagen“
Auf die Frage nach dem Ergehen des Ehepaars Hentschel, das 2009 im Jemen entführt wurde, erklärte der Fraktionschef: „Das wenige, was wir wissen, kann ich ihnen nicht sagen.“ Das Ehepaar war mit seien drei Kindern und vier anderen Christen während eines Ausflugs entführt worden. Von den Eltern und ihrem damals einjährigen Sohn Simon sowie von einem britischen Ingenieur fehlt seitdem jede Spur. Drei der Opfer – zwei deutsche Krankenschwestern und eine südkoreanische Lehrerin – wurden kurz nach der Entführung erschossen aufgefunden. Die Kinder Lydia (7) und Anna (5) Hentschel konnten im Mai 2010 überraschend befreit werden und nach Deutschland zurückkehren. Kauder bezeichnete den Entführungsfall als tragisch. Allerdings warnte er auch davor, in Länder zu gehen, in denen Christen besonders gefährdet seien. Allein auf Gott zu vertrauen, ohne jegliche Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, sei naiv und leichtsinnig.
Bundeskanzlerin grüßt Teilnehmer der Allianzkonferenz
Kauder und seine Frau Elisabeth hatten bereits am Vormittag am Gottesdienst in der Konferenzhalle teilgenommen. Dort grüßte er die knapp 2.500 Besucher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Sie sagte mir gestern am Telefon: „Grüß die Christen in Bad Blankenburg und danke ihnen, dass sie in Deutschland ihr Bekenntnis ablegen und sagen, was sie trägt.“ Kauder dankte den Konferenzteilnehmern auch für die Begleitung im Gebet. Er sei dankbar für jeden, der Politiker nicht wie sonst oft üblich sofort mit beißender Kritik überfalle, sondern sage: „Ich bete für sie.“