06.08.2011

Dritter Tag der 116. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg

Zusammenfassungen von idea

Dritter Tag der 116. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg

Zusammenfassungen von idea

Wie Beziehungen zwischen Männern und Frauen gelingen

Der neue Leiter des Allianzhauses, Thomas Günzel. Foto: idea/kairospress

Bad Blankenburg (idea) – Wie können Beziehungen zwischen Mann und Frau gelingen? Um diese Frage ging es in einer Bibelarbeit auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg.

Der neue Leiter des dortigen Allianzhauses, Thomas Günzel, empfahl Männern und Frauen, beim Umgang miteinander nicht in erster Linie auf Äußerlichkeiten zu achten, sondern sich „durch die Brille der Bibel“ zu sehen. Wer sein Gegenüber immer nur durch die „Kameraaugen eines Lifestylemagazins betrachte“, überfordere es, sagte er am 6. August. Daran scheiterten auch Beziehungen unter Christen. Von Männern werde heute erwartet, dass sie hart, smart, aufregend, sportlich und zärtlich, dass sie Held und Frauenversteher zugleich seien. Das verunsichere viele. Laut der Bibel sei der Mann dann ein Mann, wenn er verständnisvoll sei und der Frau mit Achtung begegne, so Günzel. „Mit was du dich rasierst und wo, ist doch völlig nebensächlich.“ Über Frauen heiße es in der Bibel, dass nicht deren äußere, sondern die innere Schönheit entscheidend sei. Ihre Augen sollten mehr leuchten als ihr Lippenstift. Paaren empfahl Günzel, einander mit den Augen der Liebe anzusehen, miteinander zu sprechen und vor allem miteinander zu beten: „Das Gebet sollte die Mitte sein.“ Günzel wird am 7. August als neuer Leiter des Evangelischen Allianzhauses eingeführt. Er löst Reinhard Holmer ab, der nach 18 Jahren eine neue Aufgabe als Direktor des Diakonissen-Mutterhauses Neuvandsburg in Elbingerode (Sachsen-Anhalt) übernimmt.

Pröpstin: Werden Sie Hoffnungsträger!

Die Pröpstin des Kirchenkreises Meiningen, Marita Krüger, grüßte die rund 2.500 Teilnehmer der Konferenz im Namen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Sie ermutigte die Besucher, Hoffungsträger im wahrsten Sinne des Wortes zu sein. Sie sollten begründete Hoffnung ausstrahlen „in einer Welt, die nicht in Ordnung ist“. Die christliche Hoffnung reiche aber darüber hinaus. Die diesjährige Konferenz steht unter dem Thema „Hoffnung leben“.

Religiöser Pluralismus: Christen sollen Profil zeigen

Prof. Berthold: Die Kirche muss überlegen, was nur sie sagen kann. Foto: idea/kairospress

Bad Blankenburg (idea) – Christen sollten auf den zunehmenden religiösen Pluralismus reagieren, indem sie profiliert ihren Glauben bekennen. Dafür hat sich der Vorsitzende des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen, Prof. Johannes Berthold (Moritzburg), am 5. August bei der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg (Thüringen) ausgesprochen.

Angesichts einer wachsenden Flut religiöser Angebote sollten Christen sich auf das Eigene besinnen, sagte er in einem Seminar zum Thema „Rückkehr des Religiösen – Chancen und Grenzen“. Berthold: „Die Kirche muss überlegen, was nur sie sagen kann, und was – wenn sie es nicht sagt – ungesagt bleibt.“ Das Monopol zur Deutung von Werte- und Sinnfragen habe die Kirche längst verloren. Inzwischen sei sie ein Anbieter unter vielen. „Nicht jeder, der Not hat, geht zum Seelsorger. Es gibt ja auch Psychologen oder Hellseher.“ Für Christen dürfe das Dogma der Gegenwart „Alles ist relativ“ nicht gelten. Berthold ermutigte sie zu einem „mutig-toleranten Zeugnis der Wahrheit“. Wenn es um Personen gehen, hätten Christen tolerant zu sein. In der Sache aber müsse man um die Wahrheit kämpfen. Besonders dramatisch sei die Entkirchlichung im Osten Deutschlands, wo die 40 Jahre DDR für die Kirchen eine Art „Super-Gau“ gewesen seien. So sei der Anteil der Christen an der Bevölkerung dort innerhalb von zwei Generationen von 94 auf 30 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Konfessionslosen habe sich indes von sechs Prozent auf 66 Prozent mehr als verzehnfacht.

Wenn Lebensmittel zur Lebensmitte werden

Die Entchristlichung der Gesellschaft schreite aber auch im Westen voran – vielfach schleichend. Ein Indiz dafür sei der Fernsehsender „Astro TV“, der mit astrologischer Lebensberatung rund 80 Millionen Euro jährlich erwirtschafte. Die Sehnsucht der Menschen nach Erfüllung ist nach Bertholds Ansicht ein riesiger Absatzmarkt für diffuse Spielarten von Religion. So gebe es seit geraumer Zeit auch ein Magazin mit dem Titel „Engel“, das mit den Himmelboten der Bibel aber nur wenig zu tun habe. Wer seine Sehnsucht nicht mit religiösen Angeboten zu stillen versuche, tue dies vielfach mit Ersatzreligionen. So bezeichnete Berthold den Konsumismus als „Religion des Wohlstands“, in der Lebensmittel zur Lebensmitte würden. Eine der vordringlichsten und zukunftsweisenden Aufgaben für Christen bestehe heute darin, den Menschen klarzumachen, „dass das Beste noch kommt“. Die Allianzkonferenz steht in diesem Jahr unter dem Thema „Hoffnung leben“.

Die Gemeinde ist kein Wellness-Studio

Der Vorsitzende des Landesverbandes Landeskirchlicher Gemeinschaften in Sachsen, Prof. Johannes Berthold (Moritzburg), sagte in einer Bibelarbeit zum Thema „Hoffnung leben – füreinander“, das Leben sei „keine Hochglanzfolie“. Leid gehöre dazu. Allerdings sehnten sich die Menschen nach gelingendem Leben. Das zeige sich etwa an einem Boom von Büchern zu diesem Thema. Für Christen könne die Gemeinde ein Ort sein, an dem sie auftankten. Dabei dürfe sie aber nicht zu einem Ort verkommen, „an dem man sich gegenseitig bestätigt, dass man okay ist“, sagte Berthold. „Die Gemeinde ist kein Wellness-Studio.“ Vielmehr solle sie ein Raum sein, „in dem man wächst, weil man sich korrigiert“. Wahrheit und Liebe schlössen auch Kritik ein – allerdings nicht hinter dem Rücken, so Berthold. Gleichzeitig sollten Gemeinden eine „Kultur des ehrlichen Lobens“ pflegen, denn ohne Lob könne kein Mensch leben.

„Das Kreuz ist die Endlagerstätte für menschlichen Sondermüll“

Der Evangelist Jörg Swoboda: Dort können Menschen Sorgen, Nöte und Vergehen abladen. Foto: idea/kairospress

Bad Blankenburg (idea) – „Das Kreuz ist die Endlagerstätte für allen menschlichen Sondermüll.“ Das sagte der Evangelist und Liedermacher Jörg Swoboda (Buckow/Bundesland Brandenburg) am 5. August auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg.

Anders als die Suche nach einem Atommüll-Endlager, die sich schwierig gestalte, bräuchten Menschen nach einem Ort zum Abladen ihrer Sorgen, Nöte und Vergehen nicht länger zu suchen. Sie könnten damit zu Jesus Christus kommen, der ihnen seine Gnade und die Vergebung der Sünden zusprechen wolle. Swoboda ermutigte die Besucher der Konferenz, „die Sache mit Jesus festzumachen“: „Er ist der einzige, der unsere Beziehung zu Gott heil machen kann.“ Allein Jesus könne den Zwang des Menschen zum Sündigen brechen. Allerdings sei das „harte Arbeit“, die seelsorgerliche Begleitung erfordere.

Vielen Gemeinden geht es eher um gute Presse als um die gute Botschaft

Kritik übte Swoboda an einem „falschen Respekt vieler Gemeinden vor den Medien“. Nicht wenigen Christen sei eine gute Presse wichtiger als die gute Botschaft von Jesus Christus weiterzugeben. Auch berichteten viele Medien undifferenziert, wenn es um religiöse Themen gehe. So würden extremistische Muslime und evangelikale Christen nicht selten als Fundamentalisten in einem Topf geworfen: „Vielleicht wird demnächst ja über Bad Blankenburg als Brutstätte für evangelikale Fundamentalisten berichtet. Wer weiß.“ Die Allianzkonferenz steht in diesem Jahr unter dem Thema „Hoffnung leben“.

Von Glaubensmut der Christen in Diktaturen lernen

Der theologische Referent am Diakonissenmutterhaus Hensoltshöhe, Tobias Eißler. Foto: idea/kairospress

Bad Blankenburg (idea) – Christen in demokratischen Ländern können von ihren Glaubensgeschwistern in Diktaturen lernen, die ihren Glauben trotz Bedrohung mutig bekennen.

Diese Ansicht vertrat der theologische Referent am Diakonissenmutterhaus Hensoltshöhe (Gunzenhausen/Mittelfranken), Tobias Eißler, am 6. August bei der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg. Christen in wohlhabenden Ländern stünden in der Gefahr, sich etwa von finanziellem Erfolg eine persönliche Aufwertung zu versprechen und ihre Hoffnung darauf zu setzen. „Nicht der Reichtum ist das Problem, sondern die innere Abhängigkeit davon“, so Eißler. Rückschläge und Niederlagen könnten glaubensstärkend wirken. Wer immer nur gewinne, der stehe in der Gefahr, dass ihm der Glaube abhanden kommt. Eißler ermunterte Christen dazu, Auskunft zu geben über ihren Glauben und so zu handeln, dass Freunde, Kollegen und Außenstehende neugierig werden. In einer „Welt der tausend Hoffnungslosigkeiten“ könne nur Jesus Hoffnung schenken.