29.04.2011
Die Bibel: Gottes Wort im Menschenwort
„Woher kommt die Bibel?"
(Willingen) Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Universität Kassel, der Theologe Nils Neumann, ging am Donnerstag im Rahmen des GemeindeFerienFestivals SPRING in dem Seminar „Woher kommt die Bibel“ auf die Entstehungsgeschichte der Heiligen Schrift ein.
Zunächst wurde die Entstehung des Neuen Testaments betrachtet. Das Neue Testament sei eine Sammlung verschiedener Einzelschriften. Vor allem die Paulusbriefe würden Gelegenheitsschreiben darstellen, da sie „in unterschiedlichen Situationen für unterschiedliche Personen verfasst wurden“, so der Referent. Der älteste Brief wurde von Wissenschaftlern etwa auf das Jahr 50. n. Chr. datiert.
Die als Evangelien bekannten Berichte über das Leben Jesu seien erst später geschrieben worden, da die ersten Christen in der Erwartung der baldigen Wiederkunft Jesu lebten. Daher hätten sie es nicht als nötig angesehen, die Geschehnisse schriftlich festzuhalten.
Aus der großen Ansammlung von Briefen und Berichten sei entschieden worden, welche Schriften als Maßstab für die ersten Christen gelten könnten. Dazu hätten kirchliche Amtsträger Entscheidungen getroffen, die in den sogenannten „neutestamentlichen Kanon“ zusammengefasst wurden.
Ein ähnlicher Prozess sei von jüdischen Gelehrten für die Gesamtheit der hebräischen Texte durchgeführt worden, sodass sich der „jüdische Kanon“ ergab, also das Alte Testament.
Nach Aussage des promovierten Theologen sei neben dem jüdischen Kanon eine Sammlung der selben Schriften auf griechisch entstanden, die sich „Septuaginta“ nenne. Die „Septuaginta“ sei allerdings um einige Passagen länger, da sie mehr Schriften aufnehme, als der jüdische Kanon.
Im Laufe der Zeit hätte sich aus dem neutestamentlichen Kanon und der „Septuaginta“ eine lateinische Fassung entwickelt, die „Vulgata“, da Latein die Hauptsprache der Kirche war. Die „Vulgata“ galt lange Zeit als die allgemein gültige Fassung, bis Martin Luther eine deutsche Übersetzung anfertigte, damit auch das einfache Volk die Bibel verstehe.
„Der Prozess der Entstehung war ein komplizierter Prozess, bei dem viele Entscheidungen getroffen werden mussten“, so der Theologe. „Menschliche Entscheidungen waren maßgeblich beteiligt. Dennoch war es Gottes Führung.“ Aus diesem Grund ist für Neumann die Bibel „Gottes Wort im Menschenwort.“