21.09.2010

Einig: Die Christenheit muss friedlich reagieren

Vorsitzender der Theologischen Kommission der WEA gratuliert Erzbischof Aram zur Wahl

Dr. Thomas Schirrmacher und Erzbischof Aram Ateshian

Einig: Die Christenheit muss friedlich reagieren

Vorsitzender der Theologischen Kommission der WEA gratuliert Erzbischof Aram zur Wahl

 

(Bonn) Der Vorsitzende der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz gratulierte Erzbischof Aram Ateshian zu seiner Ernennung zum Patriarchal Locum Tenens, der derzeit das Patriarchat leitet und die tatsächlich geistliche Aufsicht über die Armenisch-Apostolische Kirche der Türkei führt. Dabei informierte er sich als Leiter einer vierköpfigen deutsch-türkischen Delegation über die Probleme im Zusammenhang mit der von der türkischen Regierung verbotenen Patriarchenwahl.

Die türkische Regierung verweigerte der Armenisch-Apostolische Kirche derzeit eine Patriarchenwahl, solange der bisherige Patriarch Mesrob II Mutafian, der seit 1998 im Amt ist, noch lebt, auch wenn er schwer an Alzheimer erkrankt und seit 2008 nicht mehr ansprechbar sei. Auch die Wahl eines Co-Patriarchen könne nicht genehmigt werden, da dieses Amt im Kirchenrecht nicht vorgesehen sei.

Der 1954 in Tigranakert in der Ost-Türkei geborene Erzbischof studierte in Jerusalem und ist seit seiner Ordination 1979 in der Leitung der armenischen Kirche in der Türkei tätig. Zugleich ist er leitender Priester der armenischen Kathedrale in Istanbul.  

Die Gesprächspartner waren sich angesichts der diskutierten Verbrennung von Koranexemplaren in den USA auch einig, dass Christen trotz des Umstandes, dass sie in vielen islamischen Ländern diskriminiert werden, nur im Geiste Christi darauf friedlich reagieren dürften. Schirrmacher brachte zum Ausdruck, dass die Standhaftigkeit der alteingesessenen Kirchen in der islamischen Welt, die weit über 1000 Jahre ihrem Glauben treu geblieben seien, im Bereich der Evangelischen Allianz weithin auf Bewunderung stieße.

Erzbischof Aram betonte, dass Christen generell religiösen Symbolen mit Respekt begegnen sollten. So könne er nicht verstehen, dass im Westen z. B. das Musical „Jesus Christ Superstar“ so einfach aufgeführt werden könne. In der Türkei dagegen hätten nicht zuletzt Muslime dafür gesorgt, dass ein solch blasphemisches Stück nicht habe gezeigt werden können.  

Behnan Konutgan, Pastor der protestantischen Emmanuel-Kirche in Istanbul und langjähriger Leiter der türkischen Bibelgesellschaft, bedauerte, dass der türkische Staat nach wie vor für die einheimischen Kirchen keinerlei Ausbildung von Priestern oder Pastoren zulasse. Die Vorschläge der islamisch-theologischen Fakultät der Universität in Istanbul an die armenische Kirche, dort Priester ausbilden zu lassen, seien inakzeptabel. Eine Kirche müsse selbst über Inhalte und Lehrpersonal für die Ausbildung ihres geistlichen Nachwuchses entscheiden können.

In diesem Zusammenhang erläuterte er auch die Initiative des Martin Bucer Seminars, das vor einigen Jahren mit einem Studienzentrum in der Türkei begonnen hat, einheimischen Christen eine berufsbegleitende theologische Ausbildung zu ermöglichen, ohne dafür ins Ausland gehen zu müssen. Konutgan ist Präsident des einheimischen Trägerkreises und für die Kontakte zu den verschiedenen Kirchen und Gemeinden in der Türkei zuständig.