20.10.2010
Lob aus der Union: Wulff plädiert für Religionsfreiheit in der Türkei
Menschenrechtssprecherin begrüßt „offene und deutliche Worte“
Lob aus der Union: Wulff plädiert für Religionsfreiheit in der Türkei
Menschenrechtssprecherin begrüßt „offene und deutliche Worte“
Berlin/Straßburg (idea) – Das Eintreten von Bundespräsident Christian Wulff für Religionsfreiheit in der Türkei ist in der Union auf Wohlwollen gestoßen. Wulff hatte am 19. Oktober vor der Nationalversammlung in Ankara dazu aufgerufen, der christlichen Minderheit Religionsfreiheit zu gewähren. Das Christentum habe in der Türkei eine lange Tradition und gehöre zweifelsfrei zu dem Land. Die Sprecherin für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Erika Steinbach, begrüßte Wulffs „offene und deutliche Worte“. Zu Recht habe er auf die Missstände hingewiesen. Steinbach: „So wie die Muslime in Deutschland ihre Religion ohne jegliche Einschränkungen praktizieren und leben können, muss gleiches auch für die in der Türkei lebenden Christen gelten.“ Diese könnten ihren Glauben nicht frei ausüben, Geistliche ausbilden oder Kirchen errichten, obwohl Christen schon seit fast 2.000 Jahren im heutigen Gebiet der Türkei leben.
Religionsfreiheit ist keine Einbahnstraße
Als unmissverständliches Bekenntnis zu den Grundwerten der Europäischen Union bezeichnete der Europaabgeordnete Martin Kastler (CSU) die Rede des Bundespräsidenten in Ankara. Bis heute, so Kastler, werde die christliche Minderheit in der Türkei diskriminiert: „Behörden verhindern weiter den Bau von Kirchen, den großen Konfessionen ist die Priesterausbildung verboten. Bibeln und andere christliche Literatur dürfen auf den Straßen nicht verteilt werden, christliche Straßenfeste und Prozessionen sind verboten, christlichen Rundfunksendern wird keine Lizenz erteilt - um nur einige Beispiele zu nennen.“ Religionsfreiheit sei keine Einbahnstraße; Christen in islamischen Ländern verdienten Gleichberechtigung. Über 95 Prozent der 72 Millionen Einwohner der Türkei sind Muslime und etwa 120.000 Christen.