23.11.2010

Afghanistan: Prozess gegen Konvertiten verschoben

Wird der Christ Said Musa nach dem islamischen Religionsgesetz angeklagt?

Afghanistan: Prozess gegen Konvertiten verschoben

Wird der Christ Said Musa nach dem islamischen Religionsgesetz angeklagt?

Kabul (idea) – In Afghanistan ist ein Gerichtsprozess gegen einen Christen muslimischer Herkunft verschoben worden. Der 45-jährige Said Musa sollte am 21. November wegen seines Glaubenswechsels vor den Richter treten. Doch Juristen prüfen noch, ob er nach dem islamischen Religionsgesetz angeklagt wird, berichtet die US-amerikanische Zeitung Christian Post. Der Scharia zufolge ist der Abfall vom Islam verboten; dafür droht im härtesten Fall die Todesstrafe. Die Verfassung Afghanistans enthält der Zeitung zufolge jedoch kein Verbot eines Religionswechsels. Nach Angaben des Hilfswerks Open Doors ist Musa seit Ende Mai im Gefängnis. Vor acht Jahren war er zum christlichen Glauben gekommen. 15 Jahre lang arbeitete der beinamputierte Vater von sechs Kindern für das Internationale Rote Kreuz in Kabul, wo er Prothesen anpasste. Am 31. Mai wurde Musa verhaftet, nachdem der Fernsehsender Noorin TV eine Taufe von Muslimen gezeigt hatte. Die Reportage hatte drastische Reaktionen bis in höchste Regierungskreise ausgelöst. So hatte der stellvertretende Parlamentspräsident gefordert, dass die Afghanen, die in dem Video gezeigt wurden, öffentlich hingerichtet werden sollten. Etliche Christen muslimischer Herkunft flohen laut Open Doors in der Folge aus dem Land oder tauchten unter.

„Wie ein Schaf unter Wölfen“

Musa sei im Juni gezwungen worden, im Fernsehen öffentlich seinem christlichen Glauben abzuschwören, berichtet der Informationsdienst Compass Direct. In einem Brief habe er mitgeteilt, dass er von Gefängniswärtern und Häftlingen sexuell missbraucht, misshandelt und gedemütigt werde. Er fühle sich „wie ein Schaf allein unter 400 schrecklichen Wölfen“. Afghanistan gilt als eines der strengsten islamischen Länder. Unter den 28,4 Millionen Einwohnern leben laut Open Doors etwa 10.000 Christen, darunter auch Afghanen muslimischer Herkunft.