06.11.2010

EKD-Ratsvorsitzender: Solidarität mit verfolgten Christen

Schneider: Christentum ist die weltweit am meisten verfolgte Religion

EKD-Ratsvorsitzender: Solidarität mit verfolgten Christen

Schneider: Christentum ist die weltweit am meisten verfolgte Religion

Frankfurt am Main (idea) – Der amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), hat die Christenverfolgung verurteilt. „Es ist eine bestürzende Tatsache, dass das Christentum heute die weltweit am meisten verfolgte Religion ist“ sagte er in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau. Den Opfern gebühre geistlich, materiell und politisch Solidarität. Schneider rief die Regierungen auf, die Verletzung religiöser Freiheiten oder religiös motivierte Verfolgung in den betroffenen Staaten deutlich anzusprechen. „Es ist eine schlimme Vorstellung, dass Christinnen und Christen in vielen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens keine Lebensgrundlagemehr haben, dass sie vertrieben werden oder vor drohender Verfolgung fliehen müssen“, so Schneider. Konkret äußerte er sich zu einem Terroranschlag auf eine katholische Kirche in Bagdad am 31. Oktober, bei dem 58 Menschen getötet wurden. Menschenrechtsexperten schätzen, dass weltweit rund 200 Millionen Christen wegen ihres Glaubens diskriminiert oder verfolgt werden. Besonders schlimm sei die Unterdrückung in Nigeria, Nordkorea, im Iran und in Ägypten.

Der Islam ist in Deutschland angekommen

Positiv äußerte sich Schneider zu der Aussage von Bundespräsident Christian Wulff, dass der Islam inzwischen zu Deutschland gehöre: „Wenn vier Millionen Muslime bei uns leben, ist mit ihnen auch der Islam hier angekommen.“ Das zu sagen, sei eine Selbstverständlichkeit und eine „ausgestreckte Hand in Richtung des Islam“. Man könne die Diskriminierung von Christen in islamischen Ländern nicht mit der Diskriminierung von Muslimen in Deutschland beantworten. Freilich bedeute die „ausgestreckte Hand“ auch, dass die Normen des Grundgesetzes und die Werte, die aus Judentum, Christentum, römischem Recht und der Aufklärung stammen, akzeptiert werden. In diesem Sinne halte er den Begriff der „Leitkultur“ für akzeptabel. Er wolle aber keinen religiösen Druck, der sich kulturell vermittele, sagte Schneider. Seit dem Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann Ende Februar nimmt Schneider das Amt an der Spitze des Leitungsgremiums der EKD kommissarisch wahr. Am 9. November stellt er sich bei der EKD-Synode in Hannover zur Wahl. Es gilt als sicher, dass der 63-jährige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt wird.