28.01.2010
Willow Creek Kongress: „Fruchtbares Jahr für die Gemeinden erleben
Eggers: "Kongress sei kein Doping oder billige Abkürzung für Wachstum"
Willow Creek Kongress: „Fruchtbares Jahr für die Gemeinden erleben
Eggers: "Kongress sei kein Doping oder billige Abkürzung für Wachstum"
Mit einem Grußwort von Bischof Dr. Ulrich Fischer von der Evangelischen Landeskirche in Baden begann der Willow Creek-Kongress mit 8.300 Teilnehmern in Karlsruhe und Winterthur (Schweiz). Bereits 2001 nahm der Landesbischof in den USA an einer Konferenz in der Willow Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago teil. „Dieser Besuch“, so Fischer, „gehört zu den eindrücklichsten, die ich in meiner 12-jährigen Dienstzeit als Bischof erlebt habe. Dabei habe ich den Grundsatz ‚Kapieren, nicht kopieren‘ mitgenommen.“ Doch das führe oft zu Missverständnissen, sagte Fischer vor den Teilnehmern des Kongresses in Karlsruhe. Man solle nach wie vor kritisch bleiben, etwa bei Taufpraktiken, die „wir als Landeskirche nicht verstehen“. Auf dem Kongress in Chicago hätte er vieles kapiert. „Ich wünsche auch Ihnen, dass sie auf diesem Kongress vieles kapieren davon, wie sie Menschen für Jesus Christus begeistern und dass sie mit brennenden Herzen nach Hause fahren“, resümierte Fischer.
Bill Hybels, Gründer der Willow Creek-Gemeinde (South Barrington), sprach über das Thema des Kongresses „Wachsen“. Der Referent stellte gerade in der Wirtschaftskrise einen Zusammenhang zwischen den Auswirkungen der Rezension und „dem Wunsch der Menschen, zu Gott dazu zu gehören“ fest. „Wenn Menschen in finanziellen Nöten sind, öffnen sie sich häufig für geistliche Dinge“, erkannte der Pastor. Trotz Wirtschaftskrise ermutigte er die Teilnehmer: „Ihr könnt ein fantastisches und fruchtbares Jahr für die Gemeinden erleben.“ Das Wachstum eines Christen sei nicht vom Alter abhängig: „Die Leidenschaft etwas lernen zu wollen, hat nichts mit dem Alter zu tun“, so Hybels. Selbst regelmäßige Gottesdienstbesuche, Mitarbeit in der Kirche oder Spenden für die Gemeinde oder diakonische Aufgaben seien kein Beweis, dass Christen geistlich wachsen.
Eine Kirchengemeinde bräuchte daher vor allem „Christus-zentrierte Menschen“, sagte Hybels. „Diese Leute haben tatsächlich Gott in der Mitte ihres Lebens. Sie dienen unter anderem den Armen, selbst wenn die ganze Gemeinde keinen blassen Schimmer davon hat. Und sie geben ihr Leben für Gott, auch wenn es in der Gemeinde nicht so gut läuft. Sie sind außergewöhnliche Menschen.“ Hybels konfrontierte die Zuhörer mit den Fragen: „Warum stagnieren Gemeinden? Warum müssen Pastoren und Leiter ihre Leute ständig auffordern, aktiv zu werden, um wenigstens das Minimum zu tun? Weil nicht genug ‚Christus-zentrierte Menschen‘ in den Gemeinden sind. Diese Menschen geben von selbst, bei ihnen muss man nicht bitten und betteln“, so der Gemeindeleiter. Als Beispiel nannte er seine Kirchengemeinde in den USA. Dort hätten nach dem Erdbeben in Haiti sofort viele Mitglieder zugesagt, für Haiti zu spenden. „In kürzester Zeit haben sie 500.000 US-Dollar gespendet – das meiste davon kam von den Christus-zentrierten Menschen“, sagte Hybels.
Vor Kongressbeginn sagte der Vorsitzende von Willow Creek Deutschland Ulrich Eggers in einer Pressekonferenz vor Journalisten, dass der Kongress kein Doping oder eine billige Abkürzung für Wachstum sei. „Gemeinde bedeutet kleine Brötchen backen, jahrelang immer das richtige tun.“
Gefängnisseelsorgerin Astrid Eichler: "Die Welt da verändern, wo wir als Menschen stehen"
"Wir haben die Aufgabe, die Welt dort zu verändern, wo wir als Menschen stehen." Dazu hat die Theologin Astrid Eichler (Berlin) die Kongressbesucher aufgefordert. Gerade in schwierigen Zeiten wachse man an Herausforderungen.
Christen haben immer wieder die Aufgabe, Gott konkret zu fragen: "Was willst Du von mir?" Eichler ermutigte die Besucher dazu auf Gottes Reden zu hören. Das Gehörte gelte es weiterzugeben im Unterwegssein als Christ: "Werden Sie aktiv und begleiten Sie Menschen!" Dazu brauche es Geduld, gegen den Widerstand zu wachsen, und Wagemut: "Umso sicherer wir sind, umso weniger werden wir wagen. Wer Erfolgsgeschichten sehen will, muss etwas wagen."
Für diese Ziele suche Gott keine Stars und brauche keine Helden: "Sein Reich geschieht in Gemeinschaft: Viele Menschen sind alleine unterwegs und keiner merkt es. Lassen Sie sich inspirieren zum Losgehen und zum Wagen und im Leben anderer zu säen."
Astrid Eichler studierte nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester evangelische Theologie in Berlin. Von 1988 bis 2004 war sie Pfarrerin der Evangelischen Landeskirche von Berlin-Brandenburg und Schlesische Oberlausitz. In einer Landgemeinde ihres Bezirks gründete sie auch einen Fußballclub und initiierte weitere innovative Projekte. Seit Januar 2005 ist sie Gefängnisseelsorgerin in Berlin.
Mit 25 Euro Hoffnung geben
Hoffnung für neue Gemeinden und die nächste Generation will die Amerikanerin Jessica Jackley vermitteln. Mit ihrer Organisation "Kiva.org" ermöglicht sie es, Mikrokredite über das Internet an Kleinbetriebe in Entwicklungsländern zu verleihen. "Mit relativ geringen Darlehen ab 25 Euro, können wir Menschen helfen, Fuß zu fassen. Wir haben eine Rückflussquote des Geldes von 98.5%", erklärte Jackley in einem auf dem Kongress ausgestrahlten Video-Interview.
Auf diese Weise wurden in den vergangenen vier Jahren 84.5 Mio. Dollar investiert. "Es geht darum Ungerechtigkeit zu beeinflussen", so Jackley. Ihre Grundlage sei das Bibelwort, "Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." So habe sie aus einer vagen Idee ein gutes Konzept entwickelt.
"In Situationen wo Banken keinen Kredit mehr geben, besteht die Möglichkeit Armut zu lindern und Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen." Mit der Anwendung neuer Technologien könne man dies nachhaltig für die Gesellschaft nutzen. Jackley geht mit ihrer Firma soweit, dass sie "Geld von Menschen ablehnt, wenn es nicht um die Menschen geht." Den Besuchern machte sie Mut zur Umsetzung ihrer Visionen: "Habt keine Angst klein anzufangen. Legt einfach los. Vor allem müssen wir ohne Vorurteile an die junge Generation herangehen." Jackley hat in Stanford Betriebswirtschaftslehre studiert und wurde vom "TIME"-Magazin zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt gewählt.