03.12.2010

Evangelikaler: Die meisten Muslime sind nicht intolerant

Einer Studie zufolge sehen Deutsche fremde Kulturen als Bedrohung

Evangelikaler: Die meisten Muslime sind nicht intolerant

Einer Studie zufolge sehen Deutsche fremde Kulturen als Bedrohung

Berlin/Bergneustadt (idea) – Gegen die Ansicht, dass Muslime in Deutschland überwiegend intolerant seien, hat sich der Vorsitzende des Islam-Arbeitskreises der Deutschen Evangelischen Allianz, Ulrich Neuenhausen (Bergneustadt bei Köln), gewandt. Der Leiter des Forums Wiedenest (früher Missionshaus Bibelschule Wiedenest) bezieht sich auf eine am 2. Dezember in Berlin veröffentlichte Studie der Universität Münster, wonach weniger als fünf Prozent der Deutschen den Islam für tolerant halten. 40 Prozent der Westdeutschen und 50 Prozent der Ostdeutschen fühlen sich durch fremde Kulturen bedroht. Als eine Ursache nennt die Studie das Fehlen von Kontakten. Nach eigenen Angaben haben lediglich 40 Prozent der West- und 16 Prozent der Ostdeutschen persönliche Beziehungen zu Muslimen; die meisten empfinden die Begegnungen als angenehm.

Zwischen Islam und Muslimen unterscheiden

Laut Neuenhausen sollte unbedingt zwischen Muslimen, Islam und fremder Kultur unterschieden werden. Es gebe keinen Anlass, Muslime als überwiegend intolerant anzusehen. Die meisten seien friedfertig, politisch wenig interessiert und in der Regel bemüht, in der Öffentlichkeit nicht aufzufallen. Für die Ausbreitung ihres Glaubens engagierten sie sich genauso wenig wie viele Kirchenmitglieder. Manche angeblich „typisch muslimische“ Eigenschaften, etwa Unterdrückung von Frauen, strenge Kindererziehung und die Bedeutung der Familienehre, seien eher kulturell als religiös gegründet. Viele engagierte Christen teilten ihre Vorbehalte gegen eine lockere Moral. Auch in der Ablehnung von Gewalt auf Schulhöfen bestehe große Übereinstimmung. „Je mehr Begegnungen es zwischen Deutschen und Fremden gibt, desto mehr wächst das gegenseitige Verständnis“, sagte Neuenhausen gegenüber idea.

Der Islam darf nicht verharmlost werden

Äußerst kritisch hingegen beurteilt Neuenhausen den Islam, wie er von Organisationen und Staaten vertreten wird. Führende theologische und politische Repräsentanten erhöben einen Anspruch auf weltweite Gültigkeit des islamischen Rechtssystems, der Scharia. Im Gegensatz zu Jesus Christus, der zur Feindesliebe aufrief und ein Reich „nicht von dieser Welt“ verkündigte, kenne der Islam keine Toleranz gegenüber islamkritischen Bewegungen. Das Bemühen um eine islamisch geprägte Weltordnung habe oberste Priorität. Das müsse auch beim Dialog mit islamischen Gruppen in Deutschland beachtet werden. Vielfach erweckten Politiker und Theologen jedoch den Eindruck, den Islam zu verharmlosen. „An diesem Punkt hat die Bevölkerung wesentlich mehr Gespür für Gefährdungen des Zusammenlebens, indem sie vor islamischer Intoleranz warnt“, so Neuenhausen. Vor Journalisten hatte auch der Leiter der Münsteraner Studie, der Religionssoziologe Prof. Detlef Pollack, festgestellt, dass der Satz von Bundespräsident Christian Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland, „völlig am Empfinden der Deutschen vorbei“ gehe.