03.12.2010

Eritrea: Warum Christen bis aufs Blut verfolgt werden

Staatspräsident fürchtet Umsturz - Viele Soldaten werden Christen

Eritrea: Warum Christen bis aufs Blut verfolgt werden

Staatspräsident fürchtet Umsturz - Viele Soldaten werden Christen

Asmara (idea) – Im nordostafrikanischen Eritrea werden viele Christen als Staatsfeinde verfolgt. Rund 2.200 sind aufgrund ihres Glaubens in Polizeistationen, Militärlagern oder Frachtcontainern unter teilweise unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. Vor allem handelt es sich um Evangelikale und Katholiken, die von dem Ein-Parteien-Staat nicht anerkannt werden. Sie sind auch Folter ausgesetzt. Mindestens 14 Christen seien in der Haft gestorben, berichtet das Hilfswerk Open Doors. Über die Ursachen und Hintergründe der Verfolgung informiert ein Forschungsbericht, der von der Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz unterstützt wird. Schlüsselfigur sei Staatspräsident Issayas Afewerki, der formell der Eritreischen Orthodoxen Kirche angehört.

Soldaten beten im Geheimen

Der 64-jährige Führer der „Volksfront für Demokratie und Gerechtigkeit“ befürchte, dass sich unter religiösen Bürgern eine Oppositionsbewegung bilde. Verschärft werde seine Angst vor einem Umsturz dadurch, dass sich während des Krieges mit Äthiopien von 1998 bis 2000 viele junge Soldaten – vor allem Wehrpflichtige – dem christlichen Glauben zugewandt und evangelikalen Gruppen angeschlossen hätten. Sie träfen sich im Geheimen zu Gebet und Bibelstudium. Der Staat unterdrücke jede Opposition und reagiere nervös auf eine mögliche Untergrundbewegung im Militär. Afewerki war 1993 – zwei Jahre nach der Unabhängigkeit von Äthiopien - an die Macht gekommen und ist nicht in demokratischen Wahlen bestätigt worden. Die Beziehungen zu den USA und den meisten Nachbarländern – Sudan, Äthiopien, Jemen, Somalia und Dschibuti – sind angespannt.

Christin auf der Flucht erschossen

Von den rund fünf Millionen Einwohnern Eritreas sind 44 Prozent Christen und 47 Prozent Muslime; der Rest gehört Naturreligionen an. Im Jahr 2002 erklärte Afewerki alle Angehörigen nicht erlaubter Kirchen – darunter 35 evangelikale – zu Staatsfeinden. Nur die orthodoxe und die katholische Kirche sowie die Lutheraner und der sunnitische Islam sind anerkannt. Seither veranlasst die Regierung Kirchenschließungen und verbietet Privatversammlungen. Das jüngste Opfer staatlicher Verfolgung ist nach Angaben von Open Doors die 35-jährige Christin Ferewini Gebru Tekleberhne. Sie sei am 19. November bei einem Fluchtversuch aus einem Militärgefangenenlager im Nordosten Eritreas erschossen worden. Sie sei zwei Jahre lang in einem Container eingesperrt gewesen, weil sie einer staatlich nicht anerkannten Gemeinde angehörte. Ihr Leichnam sei abseits des Lagers Aderset vergraben worden. Die unverheiratete Tekleberhne  aus Barentu (Provinz Gash-Barka) sei vor drei Jahren während ihres Wehrdienstes zum christlichen Glauben gekommen.