09.04.2010
Islamwissenschaftlerin: Auf Muslime zugehen, aber Missstände offen ansprechen
Schirrmacher: als Christen freundlich auf Muslime zugehen
Islamwissenschaftlerin: Auf Muslime zugehen, aber Missstände offen ansprechen
Schirrmacher: als Christen freundlich auf Muslime zugehen
(Willingen) „Nicht die islamische Kultur, sondern der politische Islam ist eine Bedrohung für westliche Gesellschaften“. Diesen Gedanken führte die Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Christine Schirrmacher (Bonn) bei einem Vortrag im Rahmen des „GemeindeFerienFestival SPRING“ in Willingen (Sauerland/Hessen) mit anschließender Diskussionsrunde aus.
Die Integration von Migranten aus islamischen Ländern sei eine der größten Herausforderungen, denen sich Deutschland in den nächsten Jahren stellen müsse. Die Tatsache, dass sich 75 Prozent der Bundesbürger in einer Umfrage als „besorgt“ oder „sehr besorgt“ über die „Expansion des Islam in Europa“ bezeichnen, zeige, dass die Debatte „aufgeheizt“ sei. Das Bild, das die deutschen Medien vom Islam zeichnen, sei überwiegend negativ. Gleichzeitig trauten sich viele Menschen nicht mehr, Kritik am Islam zu üben – jedes öffentliche Wort „müsse auf die Goldwaage gelegt werden“, so Schirrmacher. Wer muslimische Freunde oder Bekannte habe wisse, dass es „den Islam“ und „die Muslime“ nicht gebe – Muslime seien, wie auch Christen, eine heterogene Gruppe.
Christine Schirrmacher appellierte in ihrem Vortrag mehrfach an die Besucher, als Christen freundlich auf die Muslime zuzugehen. Die Menschenrechtsverletzungen in islamischen Ländern, wie zum Beispiel Christenverfolgung, dürfe man „nicht dem türkischen Arzt oder Bauunternehmer von nebenan“ zum Vorwurf machen. Viele Migranten in Deutschland sehnten sich nach Akzeptanz und einem Heimat-Gefühl. Diese Migranten beklagten, auch in der 3. Generation nicht als „Deutsche“ wahrgenommen und anerkannt zu werden. Fänden sie keinen Anschluss in der deutschen Gesellschaft, erhöhe sich laut Schirrmacher die Gefahr, dass sie sich radikalen Gruppierungen anschließen würden. Gemeinschaft und „gegenseitige Bestätigung“ sei ein zentrales Merkmal solcher extremistischen Gruppen.
Dabei sei es wichtig zu wissen, dass sich der „politische Islam“ nicht „nur in Terror und Gewalt“, sondern vor allem auch in politischer Lobbyarbeit äußere. Problematisch sei dabei, dass der „unpolitische, etwas liberalere Islam“ nicht organisiert und somit nicht ansprechbar sei, wohingegen der „organisierte Islam“ durchaus politisch sei und die „Islamisierung Europas“ propagiere. Christen sollten auf die Gefahren des politischen Islam aufmerksam machen, und gleichzeitig auf den unpolitischen Islam zugehen.
Prof. Dr. Christine Schirrmacher ist Leiterin des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz in Bonn. Sie ist Autorin mehrerer Bücher zum Thema Islam.