20.05.2009
Evangelische Allianz ist eine „Pro“-Bewegung
Editorial von Hartmut Steeb aus dem EINS-Magazin 2-2009:
Evangelische Allianz ist eine „Pro“-Bewegung
Editorial von Hartmut Steeb aus dem EINS-Magazin 2-2009:
Liebe Freunde,
Am 25. April hatte ich die Ehre, bei der Verleihung des Walter Künneth-Preises mitzuwirken. An fünf Hebammen wurde der Preis verliehen: Einmal an Maria Grundberger, bekannt durch ihre „Gehsteigberatung“. Sie versucht, schwangeren Frauen noch auf dem Weg zum vereinbarten Schwangerschaftsabbruch die Alternative: Leben für das Kind anzubieten.Mit beträchtlichen Erfolgen. Sie ist dadurch zur Lebensretterin geworden: für die Kinder, die heute leben, und für die Mütter, die sich jetzt an und mit ihren Kindern freuen, anstatt den unwiederbringlichen Verlust betrauern zu müssen. Die anderen Preisträgerinnen sind Andrea Käppler, Tamar Küchler, Aline Queck und Kirsten Zeil. Sie haben ihre Hebammenstellen in Chemnitz gekündigt, weil sie darin den einzigen Ausweg sahen, um der Verpflichtung zur Mitarbeit bei „Spätabtreibungen“ zu entkommen. Fünf Hebammen haben durch ihr Zeugnis klar gemacht, dass es eine Alternative zum Mitschwimmen im Strom gibt. Ich danke Gott für solche mutigen Menschen! Dabei weiß ich, dass unser Ja zum Nein von Abtreibungen ins neue Bild passt: dass wir immer dagegen seien; gegen das, was gerade von freiheitsliebenden Zeitgenossen als Fortschritt erachtet wird. Darum ist mir wichtig, auch angesichts unseliger Debatten festzuhalten: Die Evangelische Allianz ist keine Kontra-, sondern eine „Pro-Bewegung“.
Wir sind Pro.
Wir stehen „Für“:
1.Für die Achtung und Erhaltung der Würde jedes Menschen, von der Zeugung bis zum Tod.
2. Für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Darum dürfen weder Männer Frauen beherrschen noch Frauen Männer. Sie sind sich nach biblischem Verständnis zur gegenseitigen Ergänzung, Hilfe und Unterstützung gegeben.
3. Für die Freiheit der sexuellen Selbstbestimmung. Auch wenn wir dafür werben, die biblischen Aufträge endlich wieder ernst zu nehmen („Seid fruchtbar und mehret euch“ ist das erste Wort Gottes an die Menschen), ist klar: Menschen dürfen in Freiheit selbst bestimmen, ob sie Kinder zeugen, schwanger werden wollen oder nicht. Niemand darf zu sexuellen Handlungen gezwungen werden. Zwang liegt übrigens auch vor, wenn sexuelle Handlungen gekauft werden. Es widerspricht der Menschenwürde, sich zu prostituieren. Der Körper eines Menschen ist weder zeitlich noch teilweise veräußerlich oder käuflich.
4. Für die uneingeschränkte Gleichberechtigung Kranker und Behinderter in unserer Gesellschaft. Die beginnt selbstverständlich schon mit der Zeugung. Darum lehnen wir unterschiedliche Schutzkonzepte für Kranke und Behinderte ab, weil sie unterschiedliche Wertschätzungen bedeuten würden.
5. Für die uneingeschränkte Verpflichtung zur Sozialstaatlichkeit. In Konfliktsituationen persönlicher oder finanzieller Art sind die Gesellschaft und besonders wir Christen zur Hilfeleistung verpflichtet, um Nöte zu mindern und Leben finanziell erträglich zu gestalten.
6. Für die absolute private Gewaltlosigkeit. Konflikte im zwischenmenschlichen Bereich müssen gewaltlos geklärt werden. Gegebenfalls müssen die Gerichte zur Klärung hinzugezogen werden. Selbstjustiz und Faustrecht darf es nicht geben. Der Stärkere darf nicht den Schwächeren an die Wand drücken oder gar erdrücken.
7. Für einen echten Minderheitenschutz. Der ist dazu da, damit in der Demokratie nicht Mehrheitsentscheidungen das letzte Wort haben, sondern auch Minderheiten gleiche Rechte zukommen. Und er ist dazu da, dass auch diejenigen, die sich aufgrund ihrer Quantität oder ihrer eingeschränkten Möglichkeiten nicht selbst angemessen in den demokratischen Prozess einbringen können, nicht von der Mehrheit unbeachtet bleiben.
Wir sind Pro. Für das Leben, für die Demokratie, für den Rechtsstaat. Das sind unsere Überzeugung und unser Konzept. Dazu stehen wir. Sie auch?
Ich lade Sie ein
Ihr
Hartmut Steeb