30.06.2009

Kritik an evangelikaler Mission zurückgewiesen

EMO-Vorsitzender: Wir setzen Zeichen der Menschenfreundlichkeit Gottes

Wiesbaden (idea) – Gegen den in deutschen Medien geäußerten Vorwurf, Evangelikale betrieben aggressive Mission in der islamisch geprägten arabischen Welt, hat sich der Vorsitzende der Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten (EMO), Klaus Strub (Nierstein/Rhein), gewandt. „Wir knüpfen unsere Hilfe nicht an die Bedingung, dass Andersgläubige Christen werden. Wir sehen es als unseren Auftrag an, Menschen in Not zu helfen und so ein Zeichen der Menschenfreundlichkeit Gottes zu setzen", sagte Strub auf dem Jahresfest des evangelikalen Werkes am 28. Juni in Wiesbaden gegenüber idea. Kritik an evangelikalen Missionaren war laut geworden im Zusammenhang mit den beiden im Nordjemen ermordeten Bibelschülerinnen Anita Grünwald (24) und Rita Stumpp (26), die dort ein Praktikum an einem Krankenhaus absolvierten. Wie Strub weiter sagte, sei die große Mehrheit der Bevölkerung in der arabischen Welt für den Dienst christlicher Entwicklungshelfer außerordentlich dankbar. Er habe bei seinen Reisen immer wieder von Einheimischen gehört: „Wenn ihr geht, hilft uns niemand mehr." Mitarbeiter der EMO seien hinsichtlich der Kultur vor Ort geschult und gingen beim Bezeugen ihres Glaubens behutsam vor. Sie gäben Auskunft, wenn sie darauf angesprochen würden.

Ägypten: Keiner stört sich an Missionskrankenhaus

Die EMO beschäftigt rund 50 Mitarbeiter. Die Hälfte davon ist sozialdiakonisch in Ägypten und im Sudan tätig. Das Werk betreibt in Assuan (Oberägypten) eine Klinik. Auf einem Schild am Eingang heißt es in arabischer Sprache „Das Krankenhaus der Evangelischen Mission aus Deutschland". Diese Bezeichnung störe dort niemanden, so Strub. Auch Muslime schätzten die christliche Klinik in Assuan. Sehr arme Patienten würden kostenlos behandelt. Im kommenden Jahr stehe die Einweihung eines 500.000 Euro teuren Neubaus für Operationen an, der fast ausschließlich durch Spenden finanziert werde. Die japanische Regierung bezahle einen Teil der Geräte, da von dort viele Touristen nach Assuan kämen. Strub berichtete ferner von einer Reise im vergangenen Oktober in den Nordjemen. Dort litten viele Menschen an Mangelernährung wegen unzureichender Vitaminzufuhr. Der ehemalige Obstbauer will deshalb Hilfsorganisationen anregen, sich für den Anbau von Pflanzen im Jemen einzusetzen, die bereits im nordostafrikanischen Eritrea zu einer besseren Ernährung beitragen. Im Blick auf den Sudan berichtete Strub, dass eine Übersetzung des Lukas-Evangeliums in die Sprache Nobiin abgeschlossen worden sei. Diese werde von rund 500.000 Nubiern gesprochen. Zur aktuellen Einschätzung der Lage in den Einsatzländern der EMO sagte Strub: „Wir fühlen uns in Ägypten relativ sicher. Dagegen sind die politischen Verhältnisse im Sudan unkalkulierbar."

Kein Rückzug trotz Kritik an Mission

Festredner auf dem Treffen war der Pressesprecher von ERF Medien (Evangeliums-Rundfunk/Wetzlar), Pastor Michael vom Ende (Marburg). Angesichts kritischer Medienberichte über Mission sagte er, man müsse sich mit allem Nachdruck dafür einsetzen, dass Christen aus Deutschland auch in Zukunft das Evangelium in aller Welt verbreiten können. Ein Rückzug sei nicht hinnehmbar, „nur weil es bequemer ist, in Deutschland zu bleiben". Dabei komme es darauf an, dass Missionare gut ausgebildet und vorbereitet in ihre Einsätze gehen. Wichtig sei auch, dass Missionswerke Pläne erarbeiteten, um Mitarbeiter bei Gefahr in Sicherheit zu bringen.

Wechsel in der Leitung

Auf dem Jahresfest wurde der Leiter des Werkes, Maarten van Staveren (Wiesbaden), offiziell verabschiedet. Der 63-Jährige Niederländer scheidet zum 31. Oktober nach zwölf Jahren aus dem Amt. Zusammen mit seiner Frau Hanneke wird er in seine Heimat zurückkehren Der EMO-Vorsitzende Strub (67) übernimmt dann kommissarisch die Leitung. Neuer Leiter ab September 2010 soll Reinhold Strähler (50) werden, der in der kenianischen Hauptstadt Nairobi Evangelisten für Schwarzafrika ausbildet. Davor war er als EMO-Mitarbeiter Bibelschullehrer im Sudan.