29.06.2009

Muslimischer Autor befürwortet ein „modernes Glaubensverständnis"

Trennung von Staat und Kirche soll aber nur für den Westen gut sein

Bonn (idea) – Für ein „modernes Glaubensverständnis auf der Grundlage einer Trennung von Staat und Kirche" hat sich der muslimische Philosoph und Autor Tariq Ramadan (Oxford) in einem Interview mit dem Internetdienst „qantara" ausgesprochen. Der 46-jährige Schweizer mit ägyptischem Hintergrund gilt als gemäßigt-aufgeklärter muslimischer Gelehrter und einflussreiches Vorbild für junge Muslime in Westeuropa. Seine Äußerungen werden vielfach als Plädoyers für einen europäischen Islam betrachtet. Bei einer genaueren Betrachtung stelle sich jedoch heraus, dass Ramadan die Trennung von Staat und Kirche nur im Blick auf das Christentum für sinnvoll erachte, während er für den Islam die ewige Gültigkeit des islamischen Gesetzes, der Scharia, betone, heißt es in einer Pressemeldung des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz. Dessen Leiterin ist die Islamwissenschaftlerin Prof. Christine Schirrmacher (Bonn). Sie weist darauf hin, dass Ramadan die westliche Säkularisierung lobe, weil dadurch die Gesellschaft von der Vorherrschaft der christlichen Religion befreit worden sei. Muslime, so Ramadan, verbänden mit Säkularisierung Kolonisierung und Diktatur, so dass sie den Begriff nicht positiv füllen könnten.