20.07.2009

Superintendent gegen Missionierungsvorwürfe

Pappai nimmt im Jemen entführte Familie in Schutz

Superintendent gegen Missionierungsvorwürfe

Pappai nimmt im Jemen entführte Familie in Schutz

 

Bautzen (idea) – Gegen ein abwertendes Reden von „Missionierung" hat sich der Superintendent des evangelischen Kirchenbezirks Bautzen, Reinhard Pappai, gewandt. Er hat auch zum Gebet für die Mitte Juni im Jemen entführten Familie aufgerufen, die aus der Oberlausitz stammt. Über das Schicksal des deutschen Entwicklungshelfers, seiner Frau und den drei Kindern gibt es keine neuen Nachrichten. Er arbeitete seit sechs Jahren an einem inzwischen geschlossenen Krankenhaus im nordjemenitischen Saada. Die Familie wurde mit zwei deutschen Pflegehelferinnen, einer koreanischen Lehrerin und einem britischen Ingenieur verschleppt. Die baptistischen Pflegehelferinnen und die Lehrerin waren am 12. Juni ermordet aufgefunden worden. Danach war in deutschen Medien der Vorwurf laut geworden, sie hätten missioniert und der Mann habe einen Muslim eingeladen, die Bibel zu lesen. „Wir wissen nicht, was wirklich im Jemen geschehen ist, aber darf eine solche Aufforderung der Grund für eine Entführung oder gar für ein Tötungsverbrechen sein?" fragt Pappai in der Sächsischen Zeitung. Wenn behauptet werde, die Entführten trügen eine Mitschuld an ihrem Schicksal, dann würden Opfer und Täter auf eine Stufe gestellt. Glaubens- und Gewissenfreiheit sei ein Menschenrecht; dazu gehöre, dass man über seinen Glauben reden dürfe, so Pappai.

Werbung missioniert ständig in Deutschland

Für ihn habe der Begriff Mission von vornherein keinen negativen Klang. In der deutschen Gesellschaft werde permanent missioniert – man nenne dies nur Werbung. So würben Parteien und Wählervereinigungen um Stimmen. Auch im Fernsehen gebe es Werbung. Sie werde akzeptiert, wenn sie die Freiheit lasse, zu dem jeweiligen Angebot Ja oder Nein zu sagen. Auf dieser Linie sieht der Superintendent auch christliche Mission: „Sie hat nichts mit Zwang zu tun. Sie will und kann niemanden gegen seinen Willen überzeugen. Keinem soll eine Wahrheit übergestülpt werden." Wo dies geschehe, werde Mission missbraucht. Echte Mission wolle ein Gespräch eröffnen und achte die Kultur und die Überzeugung des anderen. So habe es auch Jesus gemacht. Christen wüssten, dass sich Vertrauen zu Gott nicht erzwingen lasse, aber sie könnten auch nicht schweigen, denn – so Pappai – „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über".