17.07.2009
Clinton in Indien: Religionsfreiheit ansprechen
Indischer Allianzgeneralsekretär Howell: Drohungen gegen Christen sind verfassungswidrig
Clinton in Indien: Religionsfreiheit ansprechen
Indischer Allianzgeneralsekretär Howell: Drohungen gegen Christen sind verfassungswidrig
Neu Delhi (idea) – US-Außenministerin Hillary Clinton soll bei ihrem am 17. Juli begonnenen Indien-Besuch Fragen der Religionsfreiheit ansprechen. Dazu hat sie der Präsident des Washingtoner Instituts für Religion und Politik, Joseph K. Grieboski, aufgefordert. In einem Schreiben an die Politikerin weist er darauf hin, dass die indische Verfassung zwar Religionsfreiheit garantiere, religiöse Verfolgung gleichwohl weit verbreitet sei. Grieboski nennt als Beispiele Gewalt gegen Christen und Muslime sowie die Diskriminierung durch das hinduistische Kastensystem. Er kritisiert auch, dass der Staat zu wenig tue, um religiös motivierte Gewalt zu verhindern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Clinton solle bei ihren Gesprächen unter anderem mit Premierminister Manmohan Singh und Außenminister Somanahalli Mallaiah Krishna darauf dringen, dass Antibekehrungsgesetze widerrufen werden, die in sieben der 28 Bundesstaaten in Kraft sind.
Gewalt gegen Christen eine Schande
Unterdessen hat ein führender indischer Bundesminister die blutigen Übergriffe hinduistischer Extremisten auf Christen scharf verurteilt. Innenminister Palaniappan Chidambaram nannte die Gewalt im Bundesstaat Orissa eine „Schande". Er sei sehr besorgt um die Tausende Christen, die noch immer in Lagern ausharren müssen. Im vorigen Jahr war es besonders im Bundesstaat Orissa zu schweren Ausschreitungen militanter Hindus gekommen. Dabei waren nach Angaben des Gesamtindischen Christenrats rund 200 Christen ermordet, 18.000 verletzt und 53.000 vertrieben worden. Über 4.600 Häuser gingen in Flammen auf, darunter 150 Kirchen, Gemeinde- und Waisenhäuser. Mehr als 50.000 Christen suchten Zuflucht in Flüchtlingslagern.
Hindu-Extremisten bedrohen Zeugen
Chidambaram beklagte auch, dass es bisher nur wenige Festnahmen gegeben habe. Nach katholischen Angaben bedrohen Hindu-Extremisten Zeugen mit Waffengewalt, um sie von Aussagen abzuhalten. Nach Angaben des Informationsdienstes Compass Direct haben rund 750 Anklagen in den Distrikten Kandhamal und Gajapati im Bundesstaat Orissa – den Zentren der Gewalt im vorigen Jahr – nur zu einer Verurteilung geführt. Predigen über Jesus verboten?
Unterdessen berichtet die Indische Evangelische Allianz, dass Hindu-Extremisten im Distrikt Bastar des Bundesstaates Chhattisgarh antichristliche Plakate aufgehängt haben. Sie behaupteten, dass das Predigen über Jesus Christus streng verboten sei und mit Geldstrafen geahndet werde. Solche Drohungen seien, so Allianz-Generalsekretär Richard Howell (Neu Delhi), selbstverständlich verfassungswidrig. Von den 1,1 Milliarden Einwohnern Indiens sind 82 Prozent Hindus, zwölf Prozent Muslime und mindestens drei Prozent Christen.