27.10.2008
Mission und Frieden schließen sich nicht aus
Evangelikale zu christlich-muslimischem Dialog: Unterstützung für Verfolgte
Mission und Frieden schließen sich nicht aus
Evangelikale zu christlich-muslimischem Dialog: Unterstützung für Verfolgte
G e n f (idea) – Mission und Frieden schließen sich nach Auffassung der Weltweiten Evangelischen Allianz nicht aus, wenn sie sensibel und respektvoll geschieht. Das hat der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, der Missionswissenschaftler Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), auf einer Konferenz über muslimisch-christlichen Dialog hervorgehoben, die vom 18. bis 20. Oktober in Chavannes de Bogis nahe Genf (Schweiz) stattfand. Rund 50 Experten beteiligten sich an der Tagung mit Vertretern des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), kirchlicher Weltbünde und der römisch-katholischen Kirche. Besser als Konferenzen könnten persönliche Beziehungen zwischen Muslimen und Christen den Dialog voranbringen, meinte Schirrmacher. Er ging auch auf das Thema Verfolgung ein. Sie sei aus evangelikaler Sicht Teil ihres Glaubenszeugnisses. Das gebe Christen nicht das Recht zur Vergeltung, wenn sie verfolgt werden, aber es halte sie auch nicht davon ab, für ihre Rechte, insbesondere für die Religionsfreiheit, einzustehen. Die Weltweite Evangelische Allianz, die rund 420 Millionen Evangelikale in 128 Ländern repräsentiert, werde immer auf der Seite verfolgter Christen stehen.
Wenn Ex-Muslime Orthodoxe bekehren
Auf der Tagung wurde auch ein heikles Thema der evangelikal-orthodoxen Beziehungen angeschnitten: In überwiegend muslimischen Ländern mit einer orthodoxen Minderheit versuchen bisweilen vom Islam zum Christentum übergetretene frühere Muslime, Kirchenmitglieder zu bekehren. Das führe zu Spannungen, räumte Schirrmacher ein. Die Weltallianz kenne das Problem und werde sich auch auf diesem Gebiet für Frieden einsetzen, auch wenn man keine Autorität besitze, den örtlichen Evangelikalen Anweisungen zu erteilen.
Muslime und Christen: Rivalen und Freunde
Bei der Tagung wurde der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI zufolge christlichen Gemeinden empfohlen, ihr Wissen über den Islam zu mehren, gute Nachbarschaft mit Muslimen zu üben und ihrem Glauben auf angemessene Weise Ausdruck zu verleihen. Die Teilnehmer stellten fest, dass es sowohl positive wie negative Beziehungen zwischen Anhängern der beiden Religionen gebe. So sähen Christen Muslime manchmal als Freunde, aber auch als Rivalen, als Nachbarn oder Fremde an. Trotz des wachsenden christlich-islamischen Dialogs komme es immer noch zu Missverständnissen, erklärte Katholikos Aram I. (Beirut) von der Armenisch-Apostolischen Kirche. Der frühere Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses rief dazu auf, sowohl die Gemeinsamkeiten zwischen Muslimen und Christen herauszustellen wie auch die Unterschiede deutlich zu benennen; das bereichere die Gemeinschaft. Wie es auf der Konferenz hieß, sei noch eine Reihe von Themen im Dialog mit Muslimen zu behandeln, etwa Menschenrechte, Religionswechsel, Säkularismus, Pluralismus, die Verwendung religiöser Symbole für politische Ideologien sowie religiös motivierte Gewalt.