29.04.2008

„Der Spiegel”: Evangelikale wollen politische Macht

Nachrichtenmagazin widmet sich auf vier Seiten dem “Aufschwung Jesu”

„Der Spiegel”: Evangelikale wollen politische Macht

Nachrichtenmagazin widmet sich auf vier Seiten dem “Aufschwung Jesu”

 

H a m b u r g (idea) – Evangelikale Gruppen haben sich nach amerikanischem Vorbild auch in Deutschland ausgebreitet und suchen nun den Einfluss auf die Politik. Das behauptet das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Hamburg) in seiner Ausgabe vom 28. April. Autor Peter Wensierski zitiert in einem vier-seitigen Artikel aus einem Aufruf des Generalsekretärs der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), in der Allianz-eigenen Publikation „Eins“. Darin fordert Steeb die rund 1,3 Millionen Evangelikalen in Deutschland dazu auf, in Parteien mitzuarbeiten und dort biblisch-ethische Maßstäbe einzubringen, öffentliche Verantwortung – etwa im Stadtrat – zu übernehmen sowie Leserbriefe an Zeitungen und Zeitschriften, Rundfunkanstalten und Fernsehsender zu schreiben. Das „klingt wenig nach Gott, aber sehr nach Macht“, so Wensierski. Vom Beauftragten der Allianz am Sitz der Bundesregierung, Wolfgang Baake (Wetzlar) – im Hauptberuf Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP – wird der Satz wiedergegeben: „Als Lobbyist spreche ich mit den Abgeordneten und Mitgliedern der Bundesregierung über die für uns wichtigen Themen: den Schutz von Ehe und Familie, den Kampf gegen Sterbehilfe und Abtreibung, Einschränkung der künstlichen Befruchtung und Stammzellenforschung.“

„Schlichte Form von Religiosität“?

Der „Spiegel“-Artikel unter der Überschrift „Aufschwung Jesu“ nimmt insbesondere freikirchliche Initiativen in den Blick – etwa die Biblische Glaubens-Gemeinde (BGG) in Stuttgart, deren Gottesdienste bis zu 4.000 Besucher zählen. Gemeindepastor Peter Wenz erläutert seine Arbeit so: „Unsere Gottesdienste verzichten bewusst auf traditionelle Riten. Musik und Versammlungsgebäude sind modern ... Uns sind die Bedürfnisse der Menschen wichtiger als jahrtausendealte Traditionen.“ Das Anliegen der Evangelikalen umreißt Wensierski mit den Worten: „Sie nehmen die Bibel wortwörtlich, machen mobil gegen Homosexualität, gegen Sex vor der Ehe, gegen das Recht auf Abtreibung und die Darwinsche Evolutionstheorie. Sie wollen weltweit das Christentum voranbringen - Ungläubige und Muslime missionieren.“ Nach Ansicht des Weltanschauungsbeauftragten der sächsischen Landeskirche, Harald Lamprecht (Dresden), ist der Erfolg der Evangelikalen erklärbar. „Diese schlichte Form von Religiosität ermöglicht den Leuten in einer komplizierter gewordenen Welt einfaches Denken und Handeln“, heißt es im „Spiegel“.