28.03.2007
Schäuble: Zuwanderung kann zur Glaubensstärkung führen
B e r l i n (PRO) - Für christliche Kirchen kann die Zuwanderung von Muslimen eine Bereicherung sein. Das sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble am Donnerstag auf dem zweiten „Forum Christ und Politik“, das von der Deutschen Evangelischen Allianz und der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in der Katholischen Akademie Berlin veranstaltet wird.
Muslime konfrontierten die christliche Mehrheitsgesellschaft mit Religiosität. Dies könne eine Chance dafür sein, dass sich die Christen ihres eigenen Glaubens wieder bewusster würden. „In einem offenen und toleranten Miteinander mit den Muslimen sind wir sicherer, wenn wir uns unserer eigenen Standpunkte bewusst sind.“ Allerdings müssten sich die Kirchen daran gewöhnen, Teil einer „pluraleren religiösen Landschaft zu werden“. Sie würden ihre monopolähnliche Stellung in Deutschland künftig verlieren.
Nicht alle Zuwanderer sind automatisch gute Menschen
Vor den rund 90 Teilnehmern des Forums würdigte Schäuble das Engagement von Christen in der Betreuung von Migranten. „Ich habe keinen Zweifel daran, wie viel bedeutsame Arbeit in diesem Bereich von Christen geleistet wird“, so Schäuble. „Und ich hoffe, dass dies auch in Zukunft der Fall ist.“ Allerdings würde er sich zuweilen realitätsbezogenere Äußerungen im Bereich der Integrationspolitik wünschen. „Die Verweigerung der Berücksichtigung von Folgen von Entscheidungen hat nichts mit christlichem Glauben zu tun“, so Schäuble. „Wir müssen darauf achten, dass Zuwanderer, nur weil sie arme Menschen sind, nicht immer automatisch auch gute Menschen sind.“ Im Bereich der Zuwanderung gebe es auch viel Missbrauch.
Anatolien liegt nicht im Schwarzwald
Ziel der Integrationspolitik müsse es Schäuble zufolge sein, dass Menschen, die in Deutschland lebten, das Gefühl hätten, hier auch heimisch zu sein. Allerdings müssten die Migranten in Deutschland auch heimisch werden wollen. „Wer partout nicht will, das seine Kinder in einer offenen westlichen Gesellschaft aufwachsen, hat eine falsche Entscheidung getroffen, als er nach Deutschland kam“, so Schäuble. „Wenn man partout so leben will wie in Anatolien, sollte man es nicht im Schwarzwald versuchen.“ Zuwanderer müssten akzeptieren, dass die Scharia nicht die staatliche Ordnung sei, junge Leute in Deutschland ihre Lebenspartner selber suchen und sich in die Politik einmischen. Auch die Religionsfreiheit entbinde nicht von der Treue zur Verfassung.
Ursachen der Migration bekämpfen
Gleichzeitig habe Deutschland auch eine Verantwortung dafür, Ursachen von Flucht und Migration zu bekämpfen. „Wir können beim besten Willen nicht behaupten, wir wissen nicht, was in Darfur passiert“, so der Innenminister. Dabei werde man auch um militärische Einsätze wie etwa im Kongo nicht herumkommen. „Ohne ein Mindestmaß an militärisch abgesicherter Stabilität werden die Migrationsströme weiter zunehmen“, so Schäuble. Es sei die Pflicht Deutschlands, Menschen, denen anders nicht geholfen werden könne, ein Mindestmaß an staatlicher Ordnung für die Umsetzung von Entwicklungspolitik zu verschaffen. Dazu sei wie bei der Bekämpfung von Armut auch eine verstärkte europäische Kooperation notwendig.