15.03.2007

Irak: 14-jährige Christin wegen Mordes an ihrem Onkel zu fünf Jahren Haft verurteilt

Vater des Mädchens erhielt Morddrohungen wegen seiner Konversion zum<br />Christentum

Irak: 14-jährige Christin wegen Mordes an ihrem Onkel zu fünf Jahren Haft verurteilt

Vater des Mädchens erhielt Morddrohungen wegen seiner Konversion zum
Christentum

ISTANBUL, 2. März 2007 – Eine 14-jährige Christin wurde im Nordirak wegen Mordes zu
fünf Jahren Jugendgefängnis verurteilt. Asya Ahmad Muhammad (christlicher Name Maria)
soll ihren Onkel im Juli 2006 mit einem Küchenmesser erstochen haben, als der sie wegen
ihrer Konversion zum Christentum verprügelt hatte. Richter Satar Sofe vom Jugendgericht
der Stadt Dohuk sprach Maria am ersten Prozesstag am 7. Februar 2007 schuldig. Marias
Anwalt legte am 17. Februar Berufung ein. „Das Gericht müsste ihren Fall als Totschlag
werten. Sie hatte nicht vor, ihren Onkel zu töten", sagte Akram Mikhael Al-Najar dem
Informationsdienst Compass Direct. Das irakische Strafrecht sieht bei Mord die Todesstrafe
vor. Dass der Onkel die Minderjährige provozierte, getreten und beschimpft hatte, wertete das
Gericht als strafmildernd, so der Anwalt. Er erwartet eine Entscheidung über den
Berufungsantrag innerhalb von drei Monaten. Sollte der Einspruch abgewiesen werden,
könnte Maria nach Verbüßung von drei Vierteln ihrer fünfjährigen Haftstrafe freigelassen
werden. Laut Anwalt wäre Maria nach der Haftentlassung in Gefahr. Aufgrund von
Morddrohungen tauchten Marias Eltern und Geschwister zeitweise unter. Der Aufenthaltsort
des Vaters ist noch geheim. Die Verhältnisse im Jugendgefängnis von Dohuk bezeichnete
Anwalt Al-Najar als „gut". Maria habe die Gelegenheit, zu lernen und an Computerkursen
teilzunehmen. Ein Christ aus Dohuk äußerte sich Compass gegenüber jedoch skeptisch, ob
man ihr als einzigem Mädchen im Gefängnis den Schulbesuch in den Jungenklassen gestatten
werde.
Vater erhielt Morddrohungen wegen seiner Konversion
Der Onkel war in den Haushaltswarenladen von Marias Familie gekommen und hatte die
14-Jährige, deren Mutter und ihren jüngeren Bruder geschlagen. Nach Aussagen des
muslimischen Teils der Familie wollte der Onkel die Ehre der Familie wieder herstellen.
Angeblich hätten die Frauen mit ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit das Ansehen der Familie
beschmutzt. Marias Vater und der Anwalt sind sich sicher, dass es sich um einen religiös
motivierten Übergriff gehandelt habe. Der Vater sagte Compass Direct gegenüber, sein
Bruder habe ihm aus Ärger über seinen Übertritt zum Christentum fünfmal mit dem Tod
gedroht. Anfangs forderten auch Marias Großeltern den Tod des Vaters. Als Vermittler die
Großeltern davon überzeugten, dass der Vater nichts mit dem Tod seines Bruders zu tun habe,
forderten sie stattdessen den Tod ihrer Enkelin und einen großen Geldbetrag. Der Großvater,
der in Mosul ein muslimischer Geistlicher ist, war Augenzeuge und mit seiner Frau bei der
Verhandlung anwesend, um gegen seine Enkelin auszusagen.
Compass Direct/OpenDoors