16.07.2007
Vorwurf: USA paktieren mit Christenverfolgern
Internationales Institut für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz: Für einen Islam, der für Demokratie und Menschenrechte einsteht, fehlt ein Vorbild<br />
Vorwurf: USA paktieren mit Christenverfolgern
Internationales Institut für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz: Für einen Islam, der für Demokratie und Menschenrechte einsteht, fehlt ein Vorbild
M ü n c h e n (idea) – Die USA haben beim Militärschlag zur Befreiung des Irak von einem Land aus operiert, das zu den schlimmsten Christenverfolgerstaaten der Welt gehört: Saudi-Arabien. Das kritisiert der Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler (CSU). Bei einer Expertentagung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung zur weltweiten Christenverfolgung sagte Gauweiler am 16. Juli in München, wer sich für Religionsfreiheit einsetze, müsse vor der eigenen Haustüre beginnen. Die Flugzeuge der US-Streitkräfte seien im Irakkrieg von Saudi-Arabien aus gestartet. In diesem Land drohten philippinischen Gastarbeitern bereits harte Strafen, „wenn sie in einem schäbigen Hotelzimmer einen kleinen Gottesdienst feiern“. Die Fluggesellschaft der Schweiz habe eine Zeit lang nicht in Saudi-Arabien landen dürfen, weil das weiße Kreuz auf rotem Grund – die Flagge der Schweizer – als christliche Provokation des Islam verstanden worden sei. Auf politischer Ebene hat Religionsfreiheit laut Gauweiler stark an Bedeutung gewonnen. Es werde heute überall bei internationalen Gesprächen zum Thema gemacht, lobte er.
Islam-Ethik wird radikaler
Auch der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, der Missionswissenschaftler Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), sieht eine zunehmende Sensibilisierung für verfolgte Christen. Beispielsweise kümmerten sich immer mehr deutsche Botschaften vor Ort um diese Frage. Vor zehn Jahren sei das noch kaum der Fall gewesen. Dramatische Veränderungen sieht Schirrmacher in der islamischen Ethik in bestimmten Ländern. Selbstmordattentate seien vor 30 Jahren noch tabu gewesen. Dann sei denjenigen das Paradies versprochen worden, die durch ihren Tod „Ungläubige“ (Nichtmuslime) in den Tod rissen. Zunehmend hätten Attentäter auch den Tod von Muslimen in Kauf genommen. Heute werde das Paradies sogar denen zugesprochen, die für ein aus ihrer Sicht höheres Ziel bei Selbstmordattentaten ausschließlich Muslime töteten. Für einen von vielen westlichen Politikern geforderten europäischen Islam, der für Demokratie und Menschenrechte einsteht, fehlt nach Schirrmachers Einschätzung das Vorbild. „Ein solcher Islam muss erst noch erfunden werden.“
Kampf gegen Christenverfolgung beginnt in Ortsgemeinde
Der Bundestagsabgeordnete Holger Haibach (CDU) bedauerte, dass in Deutschland so wenig über das Leiden der Christen weltweit bekannt sei. Dieses Thema müsse „von unten nach oben getragen werden“, forderte er. Kirchenmitglieder sollten in ihrer Ortsgemeinde Pfarrer und Kirchenvorstände fragen, was sie gegen die Christenverfolgung täten. Der Direktor des Missionswerks der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Hermann Vorländer (Neuendettelsau bei Nürnberg), wies darauf hin, dass es bei Verfolgungen nie allein um den Glauben gehe. Oft spielten im Kampf gegen Anhänger einer Religion auch Macht und Geld eine Rolle. Der Generalsekretär der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilman Zülch (Göttingen), forderte dazu auf, auch die Verfolgung von Muslimen zu sehen. So habe es auf dem Balkan einen Völkermord an bosnischen Muslimen gegeben, bei dem fast alle serbisch-orthodoxen Bischöfe die Kriegsverbrecher unterstützt hätten. Bis zu 200.000 Muslime seien ermordet worden. Das massenhafte Zerstören von Moscheen in Bosnien sei eine Art „Reichspogromnacht“ gegen Muslime gewesen.