13.01.2007

Nigeria: Steinigung für 22-jährige Christin?

CSI 04.01.2007 - Seit Februar 2006 lebt die christliche Studentin Ladi Mohammed (22) im Untergrund.

Nigeria: Steinigung für 22-jährige Christin?

CSI 04.01.2007 - Seit Februar 2006 lebt die christliche Studentin Ladi Mohammed (22) im Untergrund.

Muslime werfen ihr eine „fehlgeleitete und herabwürdigende Aussage gegen den Islam“ vor. Sie hätte vor einem Scharia-Gericht erscheinen müssen. Doch auf dem Weg zum Gericht gelingt ihr die Flucht. Zwölf Bundesstaaten in Nigeria sehen bei „Lästerung des Propheten Mohammed“ die Todesstrafe durch Steinigung vor.
Wer im islamischen Norden Nigerias Christ wird, riskiert sein Leben. Dies hat auch die 22-jährige Ladi Mohammed erfahren. Sie studierte an einer Schule für Krankenschwestern und Hebammen in der Stadt Sokoto, Hauptstadt des gleichnamigen nordnigerianischen
Bundesstaates. Hier wohnen vor allem Muslime. Der Bundesstaat hat vor sechs Jahren die Scharia eingeführt. Am 2. Februar 2006 wird Ladi von ihrer muslimischen Freundin Tambulwal gefragt, weshalb sie als Kind eines islamischen Vaters nicht Muslima, sondern Christin sei. Ladi versucht, ihrer Freundin den Grund dafür zu erklären und bezeugt ihren unerschütterlichen Glauben an Jesus als Grund. Darauf bezeichnet Tambulwal sie als „Ungläubige“. Trotz Ladis Bitte, in Ruhe gelassen zu werden, lässt Tambulwal nicht locker. Es sei ihre Pflicht, Ladi zum Abschwören ihres christlichen Glaubens zu bewegen. Ansonsten werde Allah sie eines Tages wegen einer Unterlassungssünde zur Verantwortung ziehen.

Steinigung wegen Gotteslästerung

Nach einer Woche erscheint Tambulwal zusammen mit zwei muslimischen Freundinnen. Sie werfen Ladi eine „fehlgeleitete und herabwürdigende Aussage gegen den Islam“ und „Lästerung des Propheten Mohammed“ vor. Bald gerät die ganze Schule in Aufruhr. Unter dem Geschrei
von „Allahu Akbar!“ (Gott ist größer) wird Ladi umzingelt und körperlich misshandelt. Als sich der Schulleiter einschaltet und zu vermitteln versucht, verlangen führende Mitglieder der
„Muslimischen Studentenvereinigung“ die Todesstrafe für Ladi. Sie solle an Ort und Stelle gesteinigt werden. Doch nach längerer Diskussion wird vereinbart, die junge Christin vor ein
islamisches Scharia-Gericht zu bringen: Das Gericht solle Ladi wegen „Lästerung des Propheten Mohammed“ zum Tode verurteilen.

Flucht in den Untergrund

Auf dem Weg zum Gericht gelingt es Ladi, ihren Häschern zu entfliehen. Sie versteckt sich in der Wohnung eines christlichen Bekannten. Kurz danach erfahren Ladis islamische Mitstudierende von ihrer Flucht. Sie werfen dem Schulangestellten, der Ladi auf dem Weg zum Gericht hätte begleiten sollen, vor, die Christin zu wenig bewacht zu haben. Dadurch habe der Angestellte ihre Flucht ermöglicht. So erbost sind diese Studenten, dass sie das Haus des
Schulangestellten niederbrennen. Dann greifen die muslimischen Fanatiker christliche Studierende an. Schliesslich muss die ganze Lehrstätte ihre Tore vorübergehend schliessen. Überall in der Stadt Sokoto hängen Fahndungsplakate mit Ladis Bild. An strategischen Punkten der Stadt sind Islamisten postiert. Dennoch gelingt es Mitchristen, Ladi aus der Stadt zu schmuggeln. Aber auch danach ist die junge Christin nirgends sicher: In Kaduna, dem
Nachbarbundesstaat, und selbst in Ladis Geburtsort werden Fahndungsplakate aufgehängt. Seit einem Jahr lebt Ladi Mohammed nun im Untergrund: „Ich kann mich nirgends in der Öffentlichkeit bewegen und bin sehr einsam. Ich kann nicht einmal mehr in mein Heimatdorf
zurückkehren.“

Gebetsverbot für christliche Studentinnen

Erhebliche Einschränkungen für christliche Studentinnen sind in der Krankenschwestern-Schule von Sokoto auf dem Schulgelände in Kraft getreten. Dort herrscht jetzt ein Gebetsverbot für Christen. Auch christliche Veranstaltungen sind untersagt. Muslimas hingegen dürfen die ihnen vorgeschriebenen Gebetszeiten einhalten, die zur Schule gehörende Moschee nutzen und Koranschriften lesen. Besonders bedrängt werden christliche Studentinnen, die es wagen,
Heiratsanträge muslimischer Männer abzulehnen.

Sokoto: Hauptsitz des Islams in Nigeria

Sokoto ist einer jener zwölf Bundesstaaten Nigerias, welche die islamische Rechtssprechung (Scharia) eingeführt haben. Die Scharia umfasst alle Lebensbereiche mit religiösen, moralischen, sozialen und rechtlichen Normen. Für viele Muslime steht diese islamische
Rechtordnung über allen von Menschen geschaffenen Gesetzen und Geboten. Unter anderem sieht die Scharia für die „Lästerung des Propheten Mohammed“ die Todesstrafe durch Steinigung vor. Darüber hinaus wird die Stadt Sokoto, Hauptstadt des gleichnamigen

Bundesstaates, von den Muslimen in Nigeria als Kalifat (spirituelles Zentrum des Islams in diesem Land) bezeichnet.

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