27.12.2007
Tag der unschuldigen Kinder
Der Vergleich von Abtreibungsgegnern mit islamistischem Terror entbehrt jeder Grundlage.
Tag der unschuldigen Kinder
Der Vergleich von Abtreibungsgegnern mit islamistischem Terror entbehrt jeder Grundlage.
Stuttgart, 18. Dezember. Der „Tag der unschuldigen Kinder“ muss wieder stärker bekannt werden, fordert Hartmut Steeb (Stuttgart), 1. Vorsitzender des Netzwerkes "Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen" (TCLG). Die christlichen Kirchen erinnern am „Tag der unschuldigen Kinder“ an den in der Bibel beschriebenen Massenmord an Kleinkindern. Der damalige Herrscher Herodes hatte den Befehl erteilt, die Tötung aller Jungs im Alter bis zwei Jahren, um Jesus zu töten, dessen Herrschaft er fürchtete. Steeb bedauert, dass in den Kirchen selbst diese historische Festlegung nur noch selten betont wird. Dabei wäre dies auch eine gute Gelegenheit, das Unrecht heutiger Kindestötungen zu thematisieren. Sich an den Kindermord zu Bethlehem zu erinnern, führe unweigerlich dazu, sich auch stärker für das Lebensrecht Ungeborener einzusetzen. Im Hinblick auf die Debatte um die Aufnahme von Kinderrechten in das Grundgesetz meint Steeb: „Es ist unglaubwürdig, sich für die stärkere Betonung von Kinderrechten einzusetzen, solange man gleichzeitig die Gewalt gegenüber Ungeborenen akzeptiert und staatlich finanziert.“
Steeb bedauert, dass Christen in ihrem Bemühen um das Lebensrecht für alle Menschen immer wieder diffamiert und in eine extremistische Ecke gedrängt würden. So habe zum Beispiel der Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin, Robert Leicht, in einem Kommentar in der Tageszeitung „Tagesspiegel“ (Berlin) die durch nichts bewiesene Behauptung geäußert, dass Abtreibungsgegner ähnlichen Terrorismus betrieben wie die Attentäter des 11. September. Leicht: „Zählt man etwa die Attentate und Gewaltakte, die in den USA aus christlich deklarierter Motivation in den letzten ein, zwei Jahrzehnten verübt worden sind (nicht nur gegen Abtreibungskliniken und –ärzte), so kann man durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass dieser religiöse Terrorismus es in der Summe mit dem 9.11-Anschlag aufnehmen kann.“ Dieser Vorwurf gehe an der Wirklichkeit völlig vorbei, so Steeb.
Der im Hauptberuf als Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz tätige Steeb beruft sich mit seiner Aussage auf eine Untersuchung des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz. Dieses hatte in ihrem Bericht 2007 festgestellt, juristisch dokumentiert seien weltweit sieben Morde an Abtreibungsbefürwortern in den Jahren 1993 bis 1998. Die Vorfälle hätten sich ausschließlich in den USA ereignet. Die Täter seien zwar religiös motiviert gewesen, hätten aber keiner bedeutenden Lebensrechtsorganisation angehört. Ein Mörder habe vermutlich eine Verbindung zum KluKluxKan gehabt. Niemals habe, so das Institut, eine fundamentalistisch geprägte oder evangelikale Kirche Gewalt gegen Abtreibungsärzte oder –kliniken befürwortet oder sich hinter einen der Täter gestellt.
Der Direktor des Instituts für Religionsfreiheit, Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), zieht daraus den Schluss: „Evangelikale können erwarten, nicht wegen einiger weniger, teils ungeklärter Fälle vor zehn Jahren und in einem einzigen Land weltweit in Sippenhaft genommen zu werden.“ Schirrmacher zieht eine Parallele zu Verbrechen von Muslimen. Wenn ein kleiner Prozentsatz täglich Mord und Totschlag in aller Welt verübe und ein weiterer kleiner Prozentsatz dies begrüße, würden Politiker und Kirchenführer nicht müde, davor zu warnen, alle Muslime in einen Topf zu werfen. Eine ähnliche Fairness müsse es auch gegenüber den 420 Millionen Evangelikalen weltweit geben.
Das Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen (TCLG) ist ein Netzwerk von Personen, die sich aus christlicher Verantwortung für das Lebensrecht jedes Menschen einsetzen. Die Mitglieder gehören zu unterschiedlichen christlichen Gemeinden, Einrichtungen, Initiativgruppen und Organisationen. Die Arbeitsgrundlage des TCLG ist das christliche Menschenbild. Entstanden ist das deutschlandweite Netzwerk des TCLG im Jahr 1986 aus informellen Treffen verschiedener Lebensrechtsgruppen in der Region Rhein-Main. Das TCLG ist Mitglied im Bundesverband Lebensrecht, Berlin.
Der Bericht des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz „Gewalt gegen Abtreibungskliniken – ein evangelikales oder konservativ-katholisches Problem?“ ist erhältlich beim
Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen e.V.
Stitzenburgstraße 7
70182 Stuttgart
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