10.08.2007

Theologische Erneuerung des Islam nicht in Sicht

Islamwissenschaftlerin: Politischer Islam will zurück zum „goldenen Zeitalter“<br />

Theologische Erneuerung des Islam nicht in Sicht

Islamwissenschaftlerin: Politischer Islam will zurück zum „goldenen Zeitalter“

B a d B l a n k e n b u r g (idea) – Eine theologische Erneuerung des Islams in Richtung einer Liberalisierung ist derzeit nicht in Sicht. Insbesondere der Islamismus propagiert, dass der „wahrhaft Gläubige“ die Lebensweise der islamischen Gemeinschaft des 7. Jahrhunderts möglichst getreu nachahmen solle. Das sagte die Leiterin des Instituts für Islamfragen der Deutschen Evangelischen Allianz, Prof. Christine Schirrmacher (Bonn), bei der Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie (AfeT), die vom 9. bis 12. September in Bad Blankenburg (Thüringen) stattfindet. Eine kontextualisierte Auslegung des Korans, die die gegenwärtigen kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten mit berücksichtige, sei derzeit nicht mehrheitsfähig. Zudem verstehe sich der Koran prinzipiell als der Geschichte enthobene, zeitlos gültige Offenbarung Gottes, die Allah vom Himmel herab gesandt habe. Bis heute maßgeblich sei die Auslegung des Korans durch islamische Juristen und Theologen des 7. bis 10. Jahrhunderts. Daher fordere der heutige politische Islam vor allem die Einhaltung der Geschlechtertrennung, eine streng islamische Kleiderordnung, um auf diese Weise zu dem – aus islamischer Sicht – „goldenen Zeitalter“ des Islam zurückzukehren. Tief greifende Reformen seien derzeit nicht in Sicht. Intellektuelle, die den Islam erneuern wollten, lebten daher heute daher vorwiegend im Exil. Schirrmacher: „Eine Koranschule ist keine pietistische Bibelschule, in der Texte erklärt, diskutiert und auf die heutige Zeit angewendet werden. Es geht allein um das auswendig lernen des Korans, da die Aneignung des Textes als Ausgangspunkt allen Lernens verstanden wird.“

Muslime zur Weihnachtsfeier einladen

Schirrmacher kritisierte, dass die meisten christlichen Gemeinden aus Angst vor dem Islam „abgetaucht“ seien, anstatt den Kontakt zu muslimischen Nachbarn zu suchen. Manche Muslime wären begeistert, wenn sie eine deutsche Familie zu Weihnachten einlüde. Hier seien viele Chancen vertan worden; umso notwendiger sei es, jetzt auf Muslime zuzugehen.