01.04.2007

Menschenrechtler: Islam tendiert zur Radikalisierung

IGFM-Tagung: Muslimen in westlichen Staaten keine Sonderrechte gewähren<br />

Menschenrechtler: Islam tendiert zur Radikalisierung

IGFM-Tagung: Muslimen in westlichen Staaten keine Sonderrechte gewähren

K ö n i g st e i n (idea) – Der Islam tendiert derzeit in weiten Teilen eher zu einer Radikalisierung als in Richtung Aufklärung und Modernisierung. Diese Einschätzung gab der Sprecher der Evangelischen Allianz für Menschenrechte, der Missionswissenschaftler Prof. Thomas Schirrmacher (Bonn), auf der Jahrestagung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), die am 30. und 31. März in Königstein bei Frankfurt am Main stattfand. Besonders besorgniserregend sei die Entwicklung im Irak, wo inzwischen radikale Muslime jede Tötung im Namen der Religion als erlaubt betrachteten. Attentäter gälten auch dann als Märtyrer, wenn bei ihren Anschlägen nicht nur „Ungläubige“, sondern auch Muslime ums Leben kämen. Allerdings gebe es in manchen islamisch geprägten Ländern auch eine positive Entwicklung. Als Beispiel nannte er Algerien, wo Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt worden sei. Schirrmacher nannte es eine Herausforderung für die westlichen Rechtsstaaten, das Gewaltmonopol gegen muslimische Selbstjustiz zu schützen. Viele Muslime nähmen für sich das Recht in Anspruch, mit Gewalt zu reagieren, wenn etwa ihre Religion kritisiert werde. Dies hätten die teils gewalttätigen Demonstrationen nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen im vorigen Jahr gezeigt. Hier liege ein grundlegender Unterschied zum Christentum. Das Neue Testament lehne Gewalt als Antwort auf Verunglimpfung ab. Schirrmacher, der zum Vorstand der IGFM gehört, warnte westliche Staaten davor, Muslimen Sonderrechte zu gewähren, wie dies jüngst in Frankfurt am Main geschehen sei. Dort hatte eine Familienrichterin eine vorzeitige Scheidung einer aus Marokko stammenden Deutschen mit Hinweis auf den Koran verweigert.

Mission unter Muslimen verschlafen

Im Blick auf die evangelische Kirche sagte er, sie habe in den vergangenen Jahrzehnten die Missionsarbeit unter Muslimen verschlafen. Erst durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 sei die Kirche langsam aufgewacht. Schirrmacher lobte zugleich das jüngste Islam-Papier der EKD, das grundsätzliche Unterschiede zwischen Christentum und Islam benennt. Er ging auch auf den angestrebten Beitritt der Türkei zur Europäischen Union (EU) ein. Aus kirchlicher Sicht wäre dies nach seinen Worten positiv, weil die dortigen Christen mehr Rechte erhielten und sich das Land für christliche Missionsarbeit öffnen müsste. Aus staatlicher Sicht sei ein EU-Beitritt der Türkei angesichts der politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten abzulehnen. Für Schirrmacher wäre deshalb eine „privilegierte Partnerschaft“, wie sie Bundeskanzlerin Angela Merkel favorisiert, ein „guter Kompromiss“.

Christen siedeln wieder in Südosttürkei

Ein Vertreter der syrisch-orthodoxen Christen in der Türkei, der Lehrer Isa Dogdu (Midyat), bestätigte, dass sich die Kirche rechtliche Verbesserungen von einem EU-Beitritt des Landes erhoffe. Nach seinen Angaben versuchen Christen, wieder in ihrem Stammland im Südosten der Türkei Fuß zu fassen. Die christliche Minderheit im Tur Abdin (Berg der Gottesknechte) schrumpfte seit 1970 wegen Benachteiligungen und Übergriffen radikaler Muslime von 60.000 auf 3.000. Inzwischen seien einige verlassene Dörfer wieder besiedelt, berichtete Dogdu. In 26 Gemeinden der Region lebten Christen; 11 davon seien ausschließlich von ihnen bewohnt. Sechs Priester arbeiteten in 21 Pfarreien. Zwei Geistliche seien in den vergangenen zwei Jahren geweiht worden. Das geistliche Leben vollziehe sich in 70 Kirchen und sechs Klöstern. 255 Kinder besuchten christliche Schulen. Klöster und Schulen seien auf Spenden aus dem Ausland angewiesen. Dogdu dankte der IGFM für ihre Unterstützung. Die Menschenrechtsorganisation stellte Lehrern Computer für ihre Arbeit zur Verfügung.

Nooke: Kirchen wichtig für Menschenrechtsschutz

Zu den Referenten der Tagung gehörte auch der Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, Günter Nooke (CDU). Er unterstrich die Bedeutung der Kirchen für den Menschenrechtsschutz und verwies in diesem Zusammenhang auf einen Hirtenbrief der Katholischen Bischofskonferenz in Simbabwe, das von dem Diktator Robert Mugabe regiert wird. Darin wird die Gewalt von Staatsorganen gegen unbewaffnete Demonstranten und die Folterung von Häftlingen angeprangert. Wie Nooke gegenüber idea sagte, haben die Kirchen als „Global Player“ mit ihren weltweiten Kontakten die Möglichkeit, sich für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen einzusetzen. Nach seinen Worten sollte auch die kirchliche Entwicklungsarbeit stärker auf den Schutz der Menschenrechte hinwirken. Zur Menschenrechtspolitik der Bundesregierung sagte Nooke: „Nicht das offene Wort im vertraulichen Gespräch, sondern das offene Wort auch in der Öffentlichkeit macht uns glaubwürdig und stark.“