15.11.2006
Allianz-Konferenz: Kritik an Raffgier und der Bild-Zeitung
Pietisten-Präses: Das Blatt sollte sich nicht als „Gralshüter der Moral“ aufspielen
Allianz-Konferenz: Kritik an Raffgier und der Bild-Zeitung
Pietisten-Präses: Das Blatt sollte sich nicht als „Gralshüter der Moral“ aufspielen
H e i l b r o n n (idea) – Kritik an raffgierigen Managern und der Bild-Zeitung wurde auf einer Konferenz der Evangelischen Allianz Heilbronn laut. Es sei verantwortungslos, wenn sich Vorstände großer Firmen Gehälter ohne Grenzen genehmigten und zugleich gnadenlos Arbeitsplätze strichen, sagte der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Pfarrer Christoph Morgner (Kassel), am 13. November vor rund 400 Besuchern. Genauso unverantwortlich sei, dass die Bild-Zeitung Bilder deutscher Soldaten in Afghanistan veröffentlichte, die mit Leichenteilen vor der Kamera posierten. Das Blatt habe wissen müssen, was solche Fotos in der muslimischen Welt auslösen können, und habe damit das Leben der Soldaten gefährdet. Morgner bezeichnete es als unglaubwürdig, dass eine Zeitung, die zur Auflagensteigerung gewöhnlich an niedere Instinkte appelliere, sich als Gralshüter der Moral darstelle. „Wer sich niemandem gegenüber verantwortlich weiß, ist zu allem fähig“, betonte Morgner im Grundsatzreferat der Konferenz, die sich vier Tage lang mit der Frage befasst, was „Verantwortung vor Gott“ für das Zusammenleben bedeutet. Laut Morgner haben Christen außer einem Missionsauftrag auch einen Auftrag zur Mitgestaltung der Gesellschaft. Dazu gehöre das Engagement für einen umfassenden Schutz des Lebens an seinem Beginn und an seinem Ende, für eine gerechte Verteilung der Güter dieser Welt und für eine friedliche Konfliktregelung. Die Annahme, man könne die Welt mit Waffen zum Guten verändern, sei ein Irrglaube, so Morgner. Das Jesus-Wort, Christen sollten dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, bedeute heute, sich in Schulkonferenzen, Bürgerinitiativen, Parteien und Betriebsräten einzubringen.
Nächstenliebe im Umgang mit Mitarbeitern pflegen Der Chef eines internationalen Maschinenbauunternehmens, Günter Veit (Landsberg), sagte, auch im Umgang mit Mitarbeitern müsse das Gebot der Nächstenliebe gelten. Das bedeute, für sichere Arbeitsplätze, Anerkennung, Mitgestaltungsmöglichkeiten und ein gutes Betriebsklima zu sorgen. Dass sich in Deutschland nur 13 Prozent der Beschäftigten als engagiert bezeichneten, 69 Prozent jedoch Dienst nach Vorschrift machten und die übrigen innerlich gekündigt hätten, sei auch auf eine verkehrte Einstellung von Führungskräften zurückzuführen. Laut Veit sind aber auch viele Arbeitnehmer nicht bereit, Leistungen zu erbringen, die den hohen Löhnen in Deutschland entsprächen. In seiner Firma gelte die Erfahrung, dass ein nach christlichen Werten geleitetes Unternehmen auch Krisen erfolgreich bewältigen könne. „Gott ist auf unserer Seite, wenn wir auf seiner Seite sind“, so Veit. Zur Evangelischen Allianz Heilbronn gehören 13 Kirchen und Gemeinschaften. Vorsitzender ist Gemeinschaftspastor Helmut Geggus vom Liebenzeller Gemeinschaftsverband.