05.11.2006

Über 90 Prozent aller Märtyrer sind Christen

Jahrbuch „Märtyrer 2006“ zum Gebetstag für die verfolgten Christen erschienen <br />

Über 90 Prozent aller Märtyrer sind Christen

Jahrbuch „Märtyrer 2006“ zum Gebetstag für die verfolgten Christen erschienen

W e t z l a r (idea) – Keine andere Religionsgruppe hat so stark unter Diskriminierung und Verfolgung zu leiden wie die Christen. Sie sind von mindestens drei Vierteln aller Verletzungen der Religionsfreiheit weltweit betroffen. Bei der Ermordung von Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit dürfte der Anteil der Christen weit über 90 Prozent liegen. Diese Angaben macht der Geschäftsführer des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutschen und der Österreichischen Evangelischen Allianz, der Theologe Thomas Schirrmacher (Bonn), im neuesten Jahrbuch zur Christenverfolgung. Die von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) unter dem Titel „Märtyrer 2006“ herausgegebene Dokumentation erscheint zum weltweiten Gebetstag für die verfolgten Christen am 12. November. Von den knapp 2,2 Milliarden Christen wird etwa jeder Zehnte wegen seines Glaubens verfolgt oder benachteiligt. Nach Schätzungen bezahlen jährlich mindestens 90.000 ihr Bekenntnis zum christlichen Glauben mit dem Leben. Schirrmacher führt den wachsenden Druck auf die Christenheit darauf zurück, dass sie vor allem in Afrika und Asien stark wächst. So verzeichneten die missionarisch aktiven Evangelikalen jährlich einen Zuwachs von 2,1 Prozent. Zu den derzeit etwa 255 Millionen Evangelikalen kämen jährlich 5,4 Millionen hinzu, also täglich 14.800. Von den Mehrheitsreligionen in etlichen Ländern werde diese Entwicklung als Bedrohung aufgefasst. Manche Staaten förderten deshalb die angestammte Religion und gingen rechtlich und manchmal auch mit Gewalt gegen religiöse Minderheiten vor. So besinne man sich in Indien auf den Hinduismus gegen Islam und Christentum, in Indonesien auf den Islam gegen Christentum und Hindu-Buddhismus, in Sri Lanka und Nepal auf den Buddhismus gegen Christentum und Islam.

Nationalismus richtet sich gegen Christen

In vielen Ländern nehme die Verknüpfung von Nationalismus und Religion zu. Als Beispiele nennt Schirrmacher Indien, Indonesien, Bangladesch, Pakistan und die Türkei. Dort sei das Christentum dem Nationalismus im Weg. Das Jahrbuch enthält auch eine von dem Hilfswerk „Open Doors“ stammende Liste der Staaten, in denen Christen am meisten verfolgt werden. Besonders stark unterdrückt werden Christen in Nordkorea, Saudi-Arabien, Laos, Vietnam, dem Iran, Turkmenistan, den Malediven, Bhutan, Myanmar (Burma) und der Volksrepublik China.

Verschärfte Lage in Eritrea und dem Irak

Dem Jahrbuch zufolge hat sich die Lage der Christen vor allem in Eritrea und dem Irak verschärft. Im Irak kommt es immer wieder zu Anschlägen auf Kirchen und Christen. Im Oktober wurden binnen zehn Tagen zwei Christen von muslimischen Extremisten geköpft. Aufgrund der Verfolgung fliehen immer mehr irakische Christen ins Ausland. Ihre Zahl im Land ist deshalb seit 1987 von 1,4 Millionen auf etwa 650.000 geschrumpft. In Eritrea sind über 1.900 Bürger wegen ihres Glaubens inhaftiert, 95 Prozent davon Christen. Am 17. Oktober wurden zwei Christen in der Hauptstadt Asmara zu Tode gefoltert. In dem Jahrbuch wird zum Engagement für Verfolgte aufgerufen. „Es ist unsere Pflicht als Christen und als Menschen, am Schicksal der Opfer Anteil zu nehmen und uns für sie einzusetzen“, schreibt Max Klingberg (Frankfurt am Main) von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte. Die Dokumentation enthält unter anderem Beiträge des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden, Präses i.R. Manfred Kock (Köln), des Theologieprofessors Manfred Seitz (Bubenreuth bei Erlangen), und des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, Antonio Guterres (Genf).