16.05.2006
Missionar aus Ghana: Deutsche Kirchen meist „sehr krank“
„Gott wird die Ausländer gebrauchen, um Deutschland eine Erweckung zu bringen“<br />
Missionar aus Ghana: Deutsche Kirchen meist „sehr krank“
„Gott wird die Ausländer gebrauchen, um Deutschland eine Erweckung zu bringen“
R e h e (idea) – Die meisten Kirchen in Deutschland sind zwar geistlich „noch nicht tot, aber sehr krank“. Um sie wiederzubeleben, sollten deutsche und ausländische Christen eng zusammenarbeiten. Diese Ansicht vertrat der in Deutschland als Missionar tätige ghanaische Baptistenpastor Edmund Sackey-Brown (Mülheim/Ruhr) auf der Ausländermissionskonferenz (AMIKO), die vom 12. bis 14. Mai in Rehe (Westerwald) stattfand. Die Verknüpfung von deutscher Gründlichkeit mit der charismatischen Begeisterungsfähigkeit der Ausländer könne zu einer „geistlichen Explosion“ führen: „Gott wird die Ausländer nutzen, um Deutschland eine Erweckung zu bringen.“ Das Gebet sei dabei der Schlüssel, „um den Himmel zu öffnen“. Er verwies auf Erfahrungen aus seinem Heimatland Ghana. 1970 sei die Lage der Kirchen dort ähnlich gewesen wie in Deutschland. So habe es nur wenige Gottesdienstbesucher gegeben. Doch dann hätten einige Christen angefangen, regelmäßig für eine geistliche Neubelebung zu beten. An jedem Freitag hätten sie sich zu einer Gebetsnacht getroffen. Immer mehr Menschen hätten sich angeschlossen, bis es schließlich zu einer geistlichen Erweckung im Land gekommen sei. Heute gebe es viele Gemeinden mit bis zu 3.000 Mitgliedern, die oft drei Gottesdienste an jedem Sonntag feierten. Erstmals hielt mit Sackey-Brown ein Ausländer das Hauptreferat der alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz. Er leitet die von ihm 1996 in Mülheim gegründete Lighthouse (Leuchtturm)-Gemeinde. Zu den Gottesdiensten dieser multikulturell geprägten Gemeinde kommen rund 350 Besucher aus 27 Nationen. Sie hat Tochtergemeinden in fünf Städten Nordrhein-Westfalens. Die Mülheimer Gemeinde wolle ihre Mitgliederzahl bis zum Jahr 2010 auf 1.000 Mitglieder erhöhen, so der Pastor. Kritisch äußerte er sich zum Umgang mit Fremden in christlichen Gemeinden. Er selber habe in zahlreichen Gemeinden einen „Selbstversuch“ als Besucher gemacht. In keiner einzigen sei er freundlich begrüßt worden: „Wenn ich als Farbiger schon nicht angesprochen werde, wo ich doch sofort auffalle, wie viel weniger werden dann Einheimische angesprochen?“
Viele Ausländermissionare entmutigt
Die Konferenz wurde vom Arbeitskreis für Ausländer (AfA) veranstaltet, einem Arbeitszweig der Deutschen Evangelischen Allianz. Nach den Worten des AfA-Vorsitzenden, Bernd Klose (Gießen), steht die Ausländermission vor zahlreichen Problemen. Nur wenige Gemeinden interessierten sich für Ausländer. Es engagierten sich meist nur vereinzelte, ältere Christen: „Viele sind entmutigt.“ Die AMIKO wolle sie ermutigen. Auf dem Treffen wurden einige erfolgreiche missionarische Initiativen vorgestellt, so ein Internationaler Bibelkreis in Essen-Kettwig und eine neue Koordinierungsarbeit für Missionseinsätze unter Ausländern in Bayern. Günther Korn, AfA-Mitarbeiter in Nürnberg: „Einsätze in Asylbewerberheimen müssen so selbstverständlich werden wie in Krankenhäusern oder Altenheimen.“ Solche Einsätze könnten auch dazu beitragen, die allgemeine diffuse Angst vor dem Islam zu senken. AfA-Vorstandsmitglied Johannes Schulte: „Wer unter Muslimen arbeitet, erlebt eine große Offenheit für das Evangelium.“
Konvertiten nicht in islamische Herkunftsländer abschieben
Betroffenheit herrscht im AfA-Vorstand hinsichtlich der Abschiebung von Asylbewerbern aus Deutschland. Oft seien Christen betroffen, die gut in die deutsche Gesellschaft und in eine christliche Gemeinde integriert seien, die fließend Deutsch sprächen und denen in ihren meist muslimischen Heimatländern ernste Gefahr drohe. Der Evangelisch-methodistische Pastor und Psychotherapeut Alfred Schaar (Stuttgart) rief dazu auf, nichts unversucht zu lassen, um die Gesetzeslage in Deutschland zu ändern. Abschiebungen ehemaliger Muslimen, die Christen geworden sind, in islamische Herkunftsländer dürfe es nicht länger geben.