23.03.2006
Berliner Abgeordnetenhaus beschließt Pflichtfach Ethik
Wolfgang Baake: Kirchenfeindliche Politik
B e r l i n (idea) - In Berlin wird mit dem Schuljahr 2006/2007 ein Pflichtfach Ethik eingeführt. Das hat das Abgeordnetenhaus am 23. März mit der Mehrheit von SPD und Linkspartei.PDS beschlossen. Vier Abgeordnete der Grünen enthielten sich. Die Kirchen hatten gegen den Ethikunterricht protestiert, unter anderem weil sie einen massiven Rückgang der Teilnehmer des Religionsunterrichts fürchten. Sie fordern ein Wahlpflichtmodell, bei dem die Schüler zwischen Religion und Ethik wählen müssen. In Berlin wird – anders als in den meisten Bundesländern – das Fach Religion nur als freiwillige Arbeitsgemeinschaft angeboten. Neben den Kirchen unterrichten auch Buddhisten, Juden und Muslime Religion sowie der atheistische Humanistische Verband (HVD) „Lebenskunde“. Der Sprecher der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Bräuer, sagte, die Kirche habe die Entscheidung des Abgeordnetenhauses „mit großem Befremden“ zur Kenntnis genommen. Man werde die Gesetzesnovelle auf ihre Übereinstimmung mit dem Grundgesetz prüfen. Die Kirchen träten weiter für eine Änderung der jetzigen Beschlüsse ein. Am 17. September wird ein neues Abgeordnetenhaus gewählt.
EAK: Kampfansage an den Religionsunterricht
Der Vorsitzende des Notbunds für den Evangelischen Religionsunterricht, Kirchenschulrat i.R. Rolf Lüpke (Berlin), zeigte sich gegenüber idea vom Beschluß des Abgeordnetenhauses „entsetzt“. Im anstehenden Wahlkampf werde der Notbund für eine Korrektur dieser Entscheidung eintreten. Der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel, sieht in dem Beschluß eine Kampfansage an den Religionsunterricht. „Vom rot-roten Senat wird hier ein Weg beschritten, der die grundlegenden christlich-abendländisch geprägten Werte unserer Kultur gezielt ins Abseits drängt.“ Der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz der Bundesregierung, Wolfgang Baake (Wetzlar), sagte gegenüber idea, die Entscheidung für den Ethikunterricht habe die kirchenfeindliche Politik einer aus ehemaligen DDR-Staatssozialisten und Westberliner Atheisten bestehenden Koalition deutlich zum Ausdruck gebracht. Berlins Christen wüßten nun, für wen sie am 17. September zu den Urnen gehen könnten.