09.02.2006

Europäische Allianz: Dänemark hat Zorn nicht verdient

Bischof Bohl fordert Besonnenheit – Orientalist hält Dialog mit Islam für tot<br />

Europäische Allianz: Dänemark hat Zorn nicht verdient

Bischof Bohl fordert Besonnenheit – Orientalist hält Dialog mit Islam für tot

L o n d o n / D r e s d e n / B o n n (idea) – Dänemark hat den Zorn nicht verdient, dem es wegen islamkritischer Karikaturen in einer Tageszeitung weltweit ausgesetzt ist. Dieser Überzeugung ist die Europäische Evangelische Allianz (EEA, London). In einer Pressemitteilung schreibt der Verband, der rund zehn Millionen Evangelikale in 35 Mitglieds-Allianzen repräsentiert, Dänemark habe eine starke Tradition, sich auch im Ausland sehr positiv für die Welt einzusetzen. Die Allianz verstehe aber die Aufregung unter ihren „muslimischen Freunden und Mitbürgern“ über Karikaturen, die sie in ihrem Glauben tief verletzten. Christen hätten sich an diese Form von Satire und Kritik in europäischen Medien gewöhnt. Die EEA befürworte entschieden die Unabhängigkeit der Medien, sehne sich aber gleichzeitig nach einer Gesellschaft, in der Menschen erst angestrengt nachdenken, bevor sie Dinge veröffentlichen, die andere tief verletzen können.

Landesbischof: Entschuldigung ist nötig

Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl (Dresden) sprach sich dafür aus, auf die gewalttätigen Proteste mit „Besonnenheit und Stärke“ zu reagieren. Zwar dürfe die Meinungsfreiheit, die auch das Recht zur kritischen Rede über alle Religionen einschließe, nicht zur Debatte stehen. Im Falle der Karikaturen handele es sich aber um eine Verächtlichmachung von religiösen Gefühlen, für die eine Entschuldigung nötig sei. Auch der Islam habe Respekt verdient. Kritisch merkte der Bischof an, die Christen in Deutschland seien vielleicht zu zaghaft gewesen, wenn in deutschen Medien der christliche Glaube verächtlich gemacht wurde. Bohl: „Da sollten wir selbst kritischer werden und nicht immer schweigen.“